

Die heutige Aufnahme stammt aus dem Archiv von Hermann Carstens. Die Ansichtskarte zeigt den Blick über den Graben der Napoleonschanze auf die Windmühle in den 1930er-Jahren. Die Napoleonschanze mit ihrer militärischen Präsenz, Ende 1811 bis Frühjahr 1812 erbaut, diente der französischen Besatzungsmacht bis November 1813 zur Durchsetzung der Kontinentalsperre, die jeglichen Warenaustausch mit England und seinen Verbündeten verbot. Die Batterie war mit Palisaden umgeben und einst mit vier Kanonen bestückt. Im Geviert der Wälle befanden sich einige wenige Unterkünfte für die ständige Besatzung und eine Bäckerei. Die ehemalige französische Batterie ist das älteste erhaltene Kulturdenkmal auf der Insel. Die Windmühle am damals noch nicht eingedeichten Südstrand der Insel ließ 1862 der aus der Ostermarsch stammende Ihbe Lammers Helmers (1820-1895) bauen. 1875 verpachtete er sie und 1895 wurde die Mühle von seinen Nachkommen an den Müllermeister Eilert Abben Fleetjer (1839-1926), der zuvor eine Mühle in Schirum betrieb. E.A. Fleetjer gab der Mühle auf Norderney den Namen "Selden Rüst" (Selten Ruhe). Mit zwei Mahlgängen konnten in der Mühle bei gutem Wind (Stärke 5 bis 6) aus östlicher beziehungsweise südöstlicher Richtung fünf Tonnen Getreide am Tag gemahlen werden. 1962 wurde von Okko Fleetjer, der 1910 die Mühle von seinem Vater übernommen hatte, der Mühlenbetrieb eingestellt, der ohnehin seit dem Brand der Mühle am 24. April 1951 mit einem Elektromotor betrieben wurde. Seit April 1971 befindet sich in der Mühle ein Gastronomiebetrieb und soweit es der Wind zulässt, drehen sich mittwochs um 11 Uhr die von den "Mühleninspektoren" in Gang gesetzten Mühlenflügel. (Recherche Manfred Bätje)

Chronik der Insel - NBZ Leserfoto 2015