An einem Drittel der FRISIA-Geschichte mitgewirkt
Der verabschiedete FRISIA-Geschäftsstellenleiter Prokurist Lothar Graw genießt eine hohe WertschätzungSeine fachliche Qualifikation, sein vorausschauendes Denken und sein Durchsetzungsvermögen haben Hans-Lothar Graw auf den Führungsposten bei der Reederei Norden-Frisia gebracht. Wie bereits kurz berichtet, wurde der Leiter der Geschäftsstelle Norderney nach über 45-jähriger Tätigkeit am Mittwoch an Bord der FRISIA II gebührend in den Ruhestand verabschiedet. Die vielen Teilnehmenden, die das Schiff füllten, spiegelten deutlich die große Wertschätzung, die er sich in den Jahren erworben hat.
Reederei-Vorstand Carl-Ulfert Stegmann, der jetzt seit zwei Jahren als FRISIA-Chef mit Graw zusammenarbeitet, bekam schon als Junge im elterlichen Zuhause mit, dass dieser Mann schon bei seinem Vater Dr. Carl Ulfert Stegmann als besondere Persönlichkeit geschätzt wurde. Sein Rat war und blieb gewichtig.
Doch für seine verantwortungsvolle Tätigkeit war auch die Rückendeckung durch seine Gattin wichtig und die bekam Lothar Graw von seiner Frau Gerda all die Zeit. Sie habe ihn immer unterstützt - und sonst hätte er nach Überzeugung von CarlUlfert Stegmann nicht diese Karriere machen können. Vom Lehrling zum Bilanzbuchhalter bis hin zum Prokuristen und alleinigen Geschäftsstellenleiter. Er war die rechte Hand von Ludwig Salverius bis er nach dessen überraschendem Tod Mitte der achtziger Jahre dessen Position einnahm.
Energie und Tatkraft habe ihn ausgezeichnet, erklärte Stegmann und er erinnerte auch nochmals daran, dass er an allen wichtigen Entscheidungen mitgewirkt und mitgeprägt habe. 40 Hauptversammlungen habe er gründlich vorbereitet und begleitet und im Jahre 2000 durch die Krankheit seines Vaters bestens sogar geleitet. Letztlich habe sein Vater die Funktion als Präsident der Industrie- und Handelskammer auch nur übernehmen können, weil Graw ihm den Rücken freigehalten habe.
Graw habe den Blick für die große Linie gehabt, indentifizierte sich total mit dem Betrieb und er sei ein absolut loyaler Mitarbeiter. Bei Verhandlungen sei er hart - aber herzlich. Die 135-jährige FRISIA-Geschichte habe Lothar Graw zu einem Drittel der Zeit begleitet, darauf wies Dr. Carl-Ulfert Stegmann hin, der ihm bei diesem Anlass jetzt im Namen des Aufsichtsrates für alles dankte.
Auch er betonte die Kompetenz des weitsichtigen Mitarbeiters, der an vielen gemeinsam geborenen Ideen beteiligt gewesen sei. Dazu zähle auch die Anschaffung des Nordseekatamarans CAT No. 1 - wobei man nicht habe ahnen können, dass die Ölpreise nocheinmal soweit in die Höhe schnellen würden. Die "Allianz Graw-FRISIA" habe sich eindeutig bewährt, betonte Dr. Stegmann. Er erklärte bei dieser Gelegenheit, dass letztlich aber auch alles bei der Reederei eine Team-Arbeit sei. Für die Mitarbeiter sprach der Maschinist Thomas de Vries. Er bedankte sich für die Fürsorglichkeit von Graw, der manchmal schon nur durch Reden, Mitarbeitern über schwierige Lebenshürden hinweggeholfen habe. Wenn es darauf angekommen sei, habe er auch schnell und unbürokratisch geholfen.
Der stellvertretende Bürgermeister Herbert Visser bedankte sich im Namen der Stadt und der Kurverwaltung für die gute Zusammenarbeit und verwies auf eine grundsätzliche Aussage von Graw, die auch richtig sei: "Was für die Insel gut ist, ist, auch für die Reederei gut." Durch die Unterstützung vieler touristischer Vorhaben habe er sich auch für seine Heimatinsel verdient gemacht.
Der Frisia-Fahrdienstleiter Heiko Knieper aus Norddeich stellte anerkennend die ungewöhnlich lange Tätigkeit für das Unternehmen FRISIA heraus und brachte es auf den Punkt: "Die Reederei war Dein Zuhause" und die Firma habe für ihn an erster Stelle gestanden. Das gehe ja vielen Führungskräften so. Er habe alles meisterlich bewältigt und nun wünsche er ihm, dass er sich bei der vorgezogenen Altersteilzeit auch die nötige Zeit für seine Gesundheit nehme.
Der technische Inspektor Heinz Stolle, für den sich jetzt die Verantwortung mehren wird, bezeichnete Graw als einen beharrlichen Trainer, der viel fordere aber auch wisse, dass Menschen Fehler machen. Er bedankte sich herzlich für seinen Einsatz.
Gestreift wurde bei den Würdigungen das Kunstverständnis und die große Belesenheit von Graw. Er hatte sich stets für die Förderung von Kunstveranstaltungen eingesetzt und die FRISIA Mittel bereitgestellt. Als Beispiel zu nennen sind Ausstellungen, aber auch besondere Highlights der Kurverwaltung, die sich sonst kaum rechnen ließen, wie beispielsweise die Justus-Frantz-Konzerte und die Veranstaltungen zum Thema Heinrich Heine.
Alle Redner wünschten Graw die Muße, jetzt seine Hobbys stärker pflegen zu_ können. Graw selbst beleuchtete im Zeitraffer nochmals seinen Lebensabschnitt Arbeit, der am 1. April 1961 im Reederei-Kontor am Kurplatz begonnen hatte. Im Konfirmationsanzug mit dem Fegen der Straße und dem Lästern von ehemaligen Schulkameraden, die im Blaumann auf dem Fahrrad zufällig vorbeifuhren.
Es war noch eine Zeit der Stehpulte, Additionsmaschinen und des Kohlepapiers. Im Büro habe nur ein einziges Telefon gestanden. Und wenn dies geläutet habe, sei auch nur der dienstälteste Mitarbeiter befugt gewesen, den Hörer aufzunehmen.
Heute habe jeder Mitarbeiter einen PC - selbst auf den Brücken der Schiffe sei diese Arbeitsmittel unverzichtbar. Doch die Rolle der Seeleute sei weiterhin noch etwas "heel besüners". Die Zahl der Passagiere auf den Schiffen habe bei 700.000 gelegen und sich mittlerweile verdreifacht. Und die damals 10.000 übergesetzten Fahrzeuge im Jahr hätten sich verzehnfacht. Lang vorbei sei die Zeit als noch 3.500 Tiere an Deck zur Insel kamen. Du Ziel der Rinder, Kühe und Schafe war der ehemalige Schlachthof am Wasserturm. Interessanterweise hat sich die Zahl der Mitarbeiter nicht wesentlich verändert. 1961 waren es 150 und heute sind es 160. Graw bedankte sich bei allem Respekt bei den "Stegmännern" und den Mitarbeitern für die konstruktive Zusammenarbeit. Dabei insbesondere und ausdrücklich bei Renate Bolinius, die ihm 22 Jahre kompetent und Zuverlässig zur Seite stand.
Gerda und Hans-Lothar Graw - der Tatkräftige und die Unterstützerin des Mannes, der auch mit der Firma verheiratet war. / Rechts: Reederei-Vorstand Carl-Ulfert Stegmann zeigte großen Respekt.
Der Senior-Kapitän der Deutschen Bucht Cassen Eils kam persönlich. / Rechts: Ein ungewohntes Bild: Die Kapitäne und Steuerleute auf der Fußgänger-BRÜCKE.
Konstruktiv und vertrauensvoll arbeitete Herbert Visser als Marketingleiter der Kurverwaltung wie als stellvertretender Bürgermeister stets konstruktiv mit Hans-Lothar Graw zum Vorteil der Insel zusammen. / Rechts: Renate Bolinius war 22 Jahre für Hans-Lothar Graw als Sekretärin tätig. Er lobte ausdrücklich ihre besonderen Fähigkeiten.