Norderney trauert um "Krüppchen"
Heinz-Jürgen Krupp 80-jährig verstorben - wird heute beigesetzt
Nach einem langen verdienten Leben verstarb in der vergangenen Woche der Lehrer Heinz-Jürgen Krupp. Ursprünglich aus Kolberg in Pommern stammend, womit er sein Leben lang aktiv verbunden blieb, kam er 1948 nach Norderney und begann sein vielfältiges Wirken auf der Insel. Kaum ein Norderneyer, der sich nicht an ihn erinnern kann, ihn nicht kannte, sei es aus der Schulzeit, aus dem Laienspieltheater, dem Jugendherbergswerk und/oder als Kriegsdienstverweigererhilfe.
Krupp kam nach Norderney und hatte nicht einen, sondern zwei Wunschberufe: Er wollte Pädagoge werden oder Schauspieler. In seiner zielstrebigen Art, nichts dem Zufall zu überlassen, ging er beide Projekte an leistete in beidem Erstaunliches und hatte schließlich auch zwei Berufe.
Als Pädagoge unterrichtete er viele Generationen Norderneyer Schulkinder, führte hier ganz früh den Gruppenunterricht ein, als von dieser Methode noch niemand sprach. Die meisten Norderneyer, die bei ihm Unterricht hatten, sagen heute vor allem eines: "Er war ein strenger Lehrer, bei ihm habe ich viel gelernt". Krupps Reservate waren vor allem Heimat- und Naturkunde. Statt Modefahrten in bekannte Urlaubsgebiete unternahm er lieber kleine Ausflüge in die Natur oder auch die Stadt Norderney, und sicher erinnern sich auch noch Manche an seinen legendären grünen Rucksack, gefüllt mit einfachen Butterbroten und einem Haufen Entdeckerlust.
Seine zumeist festen Regeln, mit denen er alles organisierte, was er tat, ließen ihn bald hochgeachtet werden.
Auch seine Schulaufführungen sind vielen Generationen in schöner Erinnerung. Krupp verband, wie auch in der Laienspielgruppe, Jung und Alt miteinander. Jede Altersgruppe kam bei ihm zur Geltung. 1951 gründete er parallel zu seiner Lehrtätigkeit die Norderneyer Laienspielgruppe, die er mit seiner unglaublichen Phantasie und Vorstellungskraft Jahr für Jahr mit ständig neuen Ideen zu begeistern vermochte. Seine Geburtstage waren oft große öffentliche Schauspiele. "Ganoventreffen", "Hütte, Schinken und der Dicke", "Der Puppenspieler lädt seine Puppen ein" fanden begeisterte Mitspieler. Aus dem Laienspielgruppe hat er alles andere als eine normale Laienspieltheater gemacht.
Zwischendurch holte er für die Volkshochschule, deren langjähriger Geschäftsführer er auf Norderney war, Vorträge nach Norderney, organisierte jahrzehntlang alle Kurse, Veranstaltungen, veranstaltete jeden Sommer Lagerfeuer, als dies noch erlaubt war, und schließlich half er auch mit großem Einsatz den damals neu aufkommenden Kriegsdienstverweigerern, beriet sie nicht nur, sondern begleitete sie oft zu den entscheidenden Verhandlungen.
Neben all diesem kam seine große Familie mit seinen neun Kindern auch nicht zu kurz, für die er neben seiner vielschichtigen Tätigkeit auch viel Zeit und Liebe aufwandte.
So hat er sich mit unglaublicher Energie um Norderney verdient gemacht, kaum jemand konnte sich dem Einfluß dieses vielseiten, interessanten und vor allem charismatischen Menschen entziehen, der nebenbei noch hochgradig politisch interessiert war und somit auch das Tagesgeschehen mitgeprägt hat. Wer einmal bei ihm mitgemacht hatte, blieb meistens dabei, und wer sich einmal bei ihm "bewährt" hatte, durfte, - eine Ehrung! - "Krüppchen" zu ihm sagen.
Heute nachmittag verabschieden wir uns von ihm in aller Ehre - und mit großem Dank!