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53° 42' 26" N 7° 8' 49 Flagge der Insel
Chronik einer Insel
Insel Norderney

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Teil 1

Straßenreinigung - Teil eins (NBZ 06.02.2014)

Straßen wurden auf der Insel erst in den 1840er-Jahren gebaut.

Unser Norderneyer Ortskern war zu allen Zeiten in einem sauberen Zustand, gemessen mit dem Maßstab des jeweiligen Zeitabschnittes eines Jahrhunderts. Dafür sorgten die Norderneyer Denkweise und ihre Obrigkeit.

Seitdem die Gemeinde zuerst seine Bürgersteige mit ostfriesischen blau-dunkelroten, rechteckigen Klinkersteinen im Verband gepflastert anlegte, waren die Anlieger froh, dass der Sand nicht mehr in ihre Häuser getragen wurde. Jetzt entwickelte sich zwischen den Nachbarn ein Wettstreit, wer zuerst morgens seinen Bürgersteig sauber fegte.

Die Regel war: Bis sieben Uhr musste diese Fegearbeit ausgeführt sein. Wer nach sieben Uhr vor seiner Haustür die Steine fegte, galt als liederlich. Dieses ungeschriebene Gesetz galt bis in die 1960er-Jahre auf Norderney. Ein Bauamt, wie wir es heute kennen, gab es nicht. Diese Aufgaben wurden vom Marinebauamt (später Staatshochbauamt) in Norden ausgeführt.

In all den Jahren bis 1947 gab es nur eine Bau- und Wegekommission. Die sogenannte Fahrbahn blieb noch zig Jahre lang ein Sandweg. Hier fuhren nur die Pferdegespanne mit ihren hochrädrigen Ackerwagen und mit dem Aufkommen der Kurgäste auch Kutschen und Jagdwagen. Die Wegekommission legte die Breiten der Bürgersteige fest und achtete darauf, dass eine sorgfältig ausgeführte Arbeit beim Pflasternbewerkstelligt wurde. Die ersten Bürgersteige hatten eine Breite, auf der zwei Menschen nebeneinander laufen konnten.

Erst später wurden die Straßen weiter ausgebaut. Zuerst die Hauptstraßen um die evangelische Kirche und das Kurzentrum herum. Nach und nach wurden alle Straßen, die von West nach Ost und von Nord nach Süd verlaufen, mit den dunkelrot- blauen Klinkern in Hochkant der Breite im Verband gepflastert.

Die Steine wurden von Norderneyer Fuhrunternehmen mit Pferd und Wagen vom Hafen zur Baustelle geliefert. Der Untergrund wurde mit einem Handstampfer verdichtet. Nach dem Einwaschen der Steine mit schwarzer Erde wurde sie egalisiert. Es war eine Knochenarbeit. Handlanger waren für das Aufstapeln und Vorlegen der Steine für den Pflasterer zuständig. Als Bordsteine wurden die Rechteck-Klinker hochkant gesetzt. Jetzt wurden auch die Breiten der Fahrbahnen und der Bürgersteige genau festgelegt. Als letzte Sandwegfahrbahn im Ort wurde die Wiedaschstraße um 1950 mit Klinkern bepflastert. Klaas Brinkmann war jahrelang der Polier der Straßenpflasterer.

Mann für feste Nachlässe

Mit dem weiteren Ausbau der Straßen wurde für die Bürger eine weitere Ehrensache erforderlich: Nicht nur der Bürgersteig musste gefegt werden, jetzt kam auch der Rinnstein, die Gosse, dazu. Das bedeutete, eine Besenbreite des Piasava-Besens, also zirka 30 Zentimeter breit, musste der Rinnstein sauber gefegt werden. Da von den Pferdegespannen Hinterlassenschaften auf den Straßen liegen blieben, musste die Gemeindeverwaltung extra einen Mann einstellen, der diese "festen Nachlässe" einsammelte. Er bekam hierfür einen besonders angefertigten zweirädrigen Handwagen. Da er im Angestelltenverhältnis eingestellt war, bekam er auch eine blaue Dienstmütze mit Kokarde.

Bei den Kindern bekamen die neuen Steinstraßen auch eine neue Bezeichnung. Der Bürgersteig hieß jetzt "Kinderstraße" und die Fahrbahn hieß "Pferdestraße". Bei den älteren Insulanern ist es heute noch die gängige Bezeichnung, wenn über Straßen gesprochen wird.

Eine Straßengebührenordnung gab es damals nicht. Wohl aber eine Ordnung, die zur Sauberhaltung der Straßen aufforderte. Denn nach Gründung des Deutschen Reiches um 1871 galt die preußische Gründlichkeit, und viele Norderneyer waren damals kaisertreue Bürger. Darum ist ja auch die Norderneyer "Hymne":"Ich bin und will ein Norderneyer sein..." nach dem preußischen Nationalmarsch: "Ich bin ein Preuße" vertont worden. Für jeden Norderneyer Hauseigentümer war es selbstverständlich, das Umfeld seines Anwesens sauber zu halten.

Damenpfad zwischen Lüttje Damenpfad und Friedrichstraße

Der Damenpfad zwischen Lüttje Damenpfad und Friedrichstraße. Zu erkennen ist die Pflasterung auf der rechten Seite. Vor fast jedem Haus weht eine preußische Fahne als Gruß der Eigentümer an die Badegäste, die häufig von preußischem Adel waren. Heute befinden sich rechts die Brune-Hotels.

Kreuzung Friedrich- , Post-, Heinrichstraße

Um 1900 wurde die Kreuzung Friedrich- , Post-, Heinrichstraße vor dem 1886 erbauten Rathaus mit neuen Klinkersteinen in Handarbeit bepflastert. In der Mitte kniend ist Klaas Brinkmann zu sehen, rechts mit Melone ein Geselle auf Wanderschaft. Alle waren bei der Gemeinde angestellt. Bauaufseher war Heino Eykena, hier mit seinem Visierkreuz als Nivellierhilfe. Links ist zu sehen, wie der Rinnstein angelegt wurde.


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