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53° 42' 26" N 7° 8' 49 Flagge der Insel
Chronik einer Insel
Insel Norderney

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7. Teil

Ostfriesischer Kurier (Serie erschien vom 16.03. - 29.06.2013)
Georg Kampfer hat den Fall Husius unter die Lupe genommen.

Die intensive Küstenschifffahrt am Anfang des 18. Jahrhunderts führte dazu, dass bei stürmischem Wetter fast regelmäßig Schiffe an den Ostfriesischen Inseln strandeten, so auch auf Norderney. Am 9. Dezember 1716 strandete morgens erst ein kleineres Schiff mit einer Holzladung, wohl aus Norwegen, und nachmittags schon das nächste: "De dry goode Friende", ein großer englischer Dreimaster, der mit Holz und über 7.000 Eisenstangen an Bord aus Schweden kommend für Bristol bestimmt war. Die Norderneyer eilten zu Hilfe und konnten 19 Männer der 22-köpfigen Besatzung retten.

Auch dieses Mal gingen die anschließenden Bergungsarbeiten nur sehr schleppend voran und zogen sich bis ins nächste Frühjahr hin. Der Kapitän beschwerte sich in Aurich schriftlich über den mangelnden Arbeitseifer der Norderneyer, klagte, dass sie geborgenes Gut im Sand vergrüben, um es später mit nach Haus zu nehmen, dass sie wertvolles Tauwerk zerschnitten und mitgenommen hätten, dass sie den Anker nicht bergen wollen, weil sie wüssten, dass der nicht wegschwimmen könne und ihnen deshalb erhalten bliebe. "Ja, es steht viertens bei diesen Leuten das Principium fest, dass alles Dasjenige, was sie auf ihrem Rücken nach ihren Häusern tragen, ihnen eigentümlich zugehöre und solchergestalt stehet Frauen und Kinder mit auf dem Strande und nimmt jeder einen Puckel voll, soviel er tagen kann, mit nach seinem Hause".

Unter der Aufsicht des Vogtes und der Agenten des Schiffseigners bargen die Insulaner nach und nach insgesamt 4.082 von den 7.000 Eisenstangen. Als die in der Scheune des Vogts gelagerten Stangen im April nach Weisung des Fürsten aufgeteilt werden sollten, stellte sich heraus, dass rund 280 fehlten. Vogt Johann Husius wusste sich diesen Schwund nicht anders zu erklären, als dass man sich im Laufe der langwierigen Bergung irgendwie verzählt hätte. Die Schiffseigner indessen wiesen - folgenlos - darauf hin, dass Norderneyer Schiffer in Emden und Delfzijl beim Verkauf von Eisenstangen gesehen worden seien. Als dann der Kirchenvorsteher Siebold Frerichs den Behörden hämisch empfahl, wegen der fehlenden Stangen den Vogt etwas eingehender zu befragen, denn der habe das abgelieferte Eisen ja schließlich in Verwahrung gehabt, wurde die Situation für Husius ziemlich ungemütlich.

Anderthalb Jahre lastete der Verdacht der Unterschlagung schwer auf dem Vogt, bis es ihm im Mai 1719 gelang, die üblen Machenschaften der Insulaner aufzudecken. Vier Schiffer, die mit dem Transport der geborgenen und registrierten Stangen vom Wrack zum Haus des Vogtes beauftragt waren, hatten vor dem Nordstrand etliche Stangen kurzerhand ins flache Wasser geworfen und damit vor den Augen der Schiffseigner und des Vogtes so lange verborgen, bis sie das Eisen unbeobachtet ein zweites Mal bergen und sich aneignen konnten. Zu diesen vier Schiffern zählten - wenig überraschend - Jan und Henrich Kluin sowie Bentet Remmers, die bereits bei der Strandung des Getreideschiffs im März 1713 aufgefallen waren, als sie den Vogt tätlich angriffen.


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