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53° 42' 26" N 7° 8' 49 Flagge der Insel
Chronik einer Insel
Insel Norderney

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12. Teil

Ostfriesischer Kurier (Serie erschien vom 17.01. - 11.04.2015)
Georg Kampfer: Akte Strobach - Geistlicher wird mit einem Strick um den Hals gefunden

Der Beginn seiner Amtszeit auf der Insel stand für Strobach unter einem guten Stern. Mit rund 325 Insulanern war seine Gemeinde durchaus überschaubar. Am 3. Juni 1721 heiratete er die gleichaltrige Gretje Lüningen aus Emden und pünktlich, neun Monate später, am 26. März 1722, wurde Strobach Vater einer kleinen Tochter, die er auf den Namen Anna Christina taufte. Doch dann begann das Unheil, denn nur zwei Monate später starb die junge Mutter. Der tief betroffene Pastor schrieb in sein Kirchenbuch:

"Den 19. May ist meine seel. Frau Gretje Janssen Strobachin (…) in ihrem Herren eingeschlafen und geschwinde von mir gerissen worden, da wirkaum ein Jahr weniger zwei Wochen mit einander unseren Ehestand geführet./…) Achein großer Schmerz ist meinem Herz dadurch zugefüget worden. (…) O, eine theure Seele!"

Fünf Tage lang hatte die Pastorenfrau mit dem Tode gekämpft, hatte mit ihrem Mann zusammen ununterbrochen gebetet, sie hatten fromme Lieder gesungen und auf Medikamente vom Festland gewartet, die aber wegen des stürmischen Wetters nicht kommen konnten, und so befahl die Kranke laut Kirchenbuch "ihre Seele in die Hände ihres Jesu. Herr Jesu, Dir lebe ich, Dir sterbe ich, dein bin ich todt und lebendig. Amen." Sie wurde am 21. Mai in aller Stille in der Kirche begraben. Die kleine Tochter überlebte.

Zwei Jahre später, im September 1724 heiratete Strobach in Hage die Pastorentochter Sophia Charlotte Voigting, die ihm im Oktober 1725 seine zweite Tochter gebar, Christina Charlotte. 1727 folgte der erste Sohn, Gottlieb, und 1728 der zweite Sohn, der nach seinem Hager Großvater Pancratius benannt wurde.

Im Laufe der Jahre waren jedoch in seiner Gemeinde Spannungen aufgetreten, die immer weiter zunahmen. Es war die Zeit des Pietismus, einer Glaubensrichtung, die eine öffentlich gezeigte, gefühlsbetonte Frömmigkeit anstrebte - eine Glaubenshaltung, die mit der Lebensweise und den Vorstellungen der Insulaner wohl schlecht vereinbar war. Die Norderneyer Fischer reduzierten eigenmächtig die Zahl der Fische, die dem Pastor bestimmungsgemäß zustanden, die Schiffer weigerten sich, für die Pastorenkuh Heu vom Festland mitzubringen und überhaupt wollte sich niemand wegen seines sündigen Lebens irgendwelche pastoralen Vorhaltungen machen lassen.

Im November 1726 erschien nach einem großen öffentlichen Saufgelage niemand mehr zum Gottesdienst. Ein Jahr später traten die beiden Norderneyer Kirchverwalter zurück, weil sie,wie der Pastor meinte, "… sich beschweret gefunden, ihrem Amte länger vorzustehen, weil sie keinen Nutzen davon hätten, sondern nur Mühe und Arbeit, welche freylich denselben leider! als natürlichen Menschen, die nur auf Genuß. aber nicht auf die Ehre Gottes sehen, muß beschwerlich fallen."


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