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53° 42' 26" N 7° 8' 49 Flagge der Insel
Chronik einer Insel
Insel Norderney

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10. Teil

Ostfriesischer Kurier (Serie erschien vom 08.02. - 03.05.2014)
Georg Kampfer: Akte Tromp - Ein Vogt zwischen Himmel und Hölle.

Auch im privaten Bereich durchlebte Johann Tromp auf Norderney etliche Turbulenzen. Am 5. September 1733 gebar ihm seine Frau Anna Pauli einen Sohn - und starb sechs Tage später. Schon sechs Monate später, am 25. März 1734, heiratete er erneut, und zwar eine junge Witwe aus Hage, Juliana Siemens, die ihm dann 1735, 1738 und 1741 drei Kinder gebar. Die Tatsache, dass die Fürsten in Aurich die Patenschaften für seine ersten beiden Kinder und der Amtmann Kettler für sein viertes Kind übernahmen,lässt erkennen, dass Tromp weitaus besser "vernetzt" war als sein Widersacher Poppen. So dürfte dann wohl auch die Taufe seines ersten Sohnes auf den Namen Georg Carl Wilhelm als Huldigung an das Herrschaftshaus Cirksena zu verstehen sein; denn der regierende Fürst in Aurich hieß derzeit Georg Albrecht und sein Sohn Carld Edzard.

Turbulente Zeiten folgten auch für Pastor Poppen. Am 26. Januar 1739 hatte er Rebecca Kettler aus Norden geheiratet, die ihm am 13. März 1740 eine tote Tochter gebar und fünf Tage später starb. Poppen schreibt in seinem Kirchenbuch: "Am 18. März 1740 um 7 Uhr des Morgens ist des Pastors Onno Wilhelm Poppen herzgeliebte Ehefrau Rebecca Elsche Charlotte Kettler zu seiner größten Traurigkeit von dieser Welt abgeschieden und den 24. In der Kirche unter ihrem Stuhle begraben in dem 29. Jahr ihres Alters." Dieses Unglück fiel zusammen mit einem unerwartet harten und langen Winter, in dem es am 17. Juni zum letzten Mal fror.

Doch auch Poppen heiratete bald wieder. Seine nächste Frau gebar ihm am 23. April 1747 eine Tochter, die jedoch gleichfalls nach wenigen Tagen starb und ebenso in der Kirche begraben wurde. Ein Jahr später vermeldet das Kirchenbuch die Geburt eines Söhnleins: "Den 11.Mai, an einem Sonnabend, um Mitternacht ist geboren Heinrich Wilhelm Poppen" und "in der Nacht wegen Schwachheit getauft". Doch der Junge überlebte.

Im Norderneyer Kirchenbuch ist die Geburt seines Sohnes eine der letzten Eintragungen von der Hand des Predigers Onno Wilhelm Poppen. Im Lauf des Jahres 1748 verließ Poppen mit seiner Familie die Insel und ging nach Norden. Es ist ungewiss, ob er sein Predigeramt aus freien Stücken aufgab oder ob er von seinen Vorgesetzten dazu gezwungen oder gar abberufen wurde. Es steht jedoch fest, dass Poppen mit seinen Vorstellungen von einem wahrhaft christlichen Lebenswandel bei den Norderneyern wenig Anklang gefunden hatte, und das hatten diese auch nicht verheimlicht. So hatten 15 Norderneyer Frauen dem Generalsuperintendenten in Aurich "unter Weinen geklagt, dass der Pastor ihnen feindselig begegne, sodass sie nicht zum Abendmahl gehen könnten".

Auch der Berumer Amtmann Kettler, der regelmäßig das Norderneyer Kirchenbuch kontrollierte, scheint Druck auf Poppen ausgeübt zu haben, denn zahlreiche seiner Eintragungen hat Poppen später unkenntlich machen müssen und sogar etliche Seiten aus dem Kirchenbuch wieder herausgeschnitten, was er 1742 mit den Worten begründete: "Meine Anmerkungen sind ausgestrichen, wozu ich Recht und auch Befehl gehabt." Mit diesen Streichungen musste Poppen wohl die bis dahin dokumentierten tatsächlichen und vermuteten Missetaten des Vogtes wieder löschen.

Nur zwei Jahre nach dem Abgang des Pastors starb sein Kontrahent Johann Tromp. Als schließlich 1756 die Stelle des Predigers auf Norderney vakant wurde, meldete sich Onno Wilhelm Poppen, der bis dahin mit seiner Frau und drei Kindern in großer Armut in Norden gelebt hatte, zurück und bat die Regierung am 6. Juli 1757 um seine Wiedereinsetzung auf Norderney, "da sein geführter guter Wandel in seinem neunjährigen Elend zu Norden selbige dergestalt gewähret, dass die meisten Einwohner dessen Herstellungwünschen. Der bekannte Urheber von dessen Unglück, der Vogt Tromp, längstens gestorben und dadurch aller Widerwille gänzlich erloschen ist". Damit wurde noch einmal deutlich, dass Johann Tromp es geschafft hatte, die Norderneyer auf seine Seite zu ziehen. Doch die Regierung verweigerte Poppen die Wiedereinsetzung. Er starb 1763 im Alter von nur 59 Jahren in Norden.


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