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53° 42' 26" N 7° 8' 49 Flagge der Insel
Chronik einer Insel
Insel Norderney

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Teil 14

Norderney Kurier (Serie erschien vom 03.06.2016 - 24.02.2017)

Untersuchungen der Süßwasserlinse, ganzjährige Schiffsverbindung und elektrische Beleuchtung

Von den vier Kindern der neuen Müllerfamilie Fleetjer kamen die drei jüngeren mit auf die Insel Norderney; die Tochter Anna, 1875 geboren, etwa 21 Jahre alt, und die beiden Söhne Okko und Peter. Die älteste Tochter Geesche war 1896 bereits verheiratet.

Okko Fleetjer, mein Großvater, wurde im September des Jahres 1896 18 Jahre alt, sein Bruder Peter Fleetjer war zwölf Jahre alt, er ist auf Norderney wohl noch Schüler gewesen und wurde hier auch konfirmiert. Insbesondere Okko, aber auch Peter sind sicher schon von Anfang an voll im Mühlenbetrieb mit eingesetzt worden. Die Tochter Anna wird mit in der Führung des Haushalts integriert gewesen sein, der immerhin anfangs mindestens sechs Personen hatte - wahrscheinlich aber gab es noch Hilfskräfte, damals Knechte genannt, die im Mühlenbetrieb mitgearbeitet haben. Diese Haushaltsführung war kein geringer logistischer Aufwand, denn es musste sowohl für die Ernährung aller Personen gesorgt werden, durch einen Gemüsegarten und eine eigene Tierhaltung, ebenso aber auch für das Kochen, Waschen und Putzen, zu einem großen Teil auch eigene Anfertigung der Kleidung. Dies für einen Sechs-Personen-Haushalt zu schaffen - ohne die uns so vertrauten Einkaufsmöglichkeiten eines modernen Supermarkts - erfordert schon einiges an Erfahrung. Solche Arbeiten wie die Reinigung des Hauses und der Wäsche waren damals ungleich schwieriger und kräfteraubender als heute. Außerdem hat die Familie noch Zimmer an Sommergäste vermietet.

Militärisches Kapitel

Militärpass von Okko FleetjerDer ältere Bruder Okko wurde indes nach seinem 21. Geburtstag im Oktober 1899 zum Wehrdienst einberufen. Die Einberufung, der Grundwehrdienst beim "Königlich Hannoverschen Jäger-Bataillon Nr. 10" in Bückeburg, dauerte knapp zwei Jahre lang. Dieser Grundwehrdienst endete am 23. September des Jahres 1901 und damit war zunächst das "militärische Kapitel" für die Familie beendet.
Bild: Der Militärpass von Okko Fleetjer.

Die Familie Fleetjer begann, sich auf Norderney in einem Umfeld einzuleben, welches ihr wahrscheinlich zunächst sehr eigentümlich vorgekommen war, vielleicht sogar befremdlich: eine sehr wohlhabende, vornehme Gesellschaft, die sich hier - vorwiegend in den Sommermonaten - einfand.

Gekommen aus der ostfriesischen Provinz, zwar aus der Umgebung von Aurich, aber doch aus einer eher dörflichen Gemeinschaft, erlebten sie "hautnah" die Blütezeit der Insel Norderney, sichtbar geworden an den großen Hotels, den beleuchteten Promenaden, den Pensionen mit den schönen Veranden. Und sie erlebten Gäste des Adels, ja sogar des "Hochadels" und hochstehende Politiker in ihrer unmittelbaren Nähe.

Besser als in der Provinz

Das Leben war auf Norderney um das Jahr 1900 herum auch für die einfachen Menschen - bei aller Härte, wie oben beschrieben - doch bereits komfortabler als in der ostfriesischen Provinz. Schon 1885 gab es ein erstes wissenschaftliches Untersuchungsprogramm, das "Entwässerungs- und Wasserversorgungs-Projekt im Inseldorfe Norderney". Es ging hierbei um die Untersuchung und mögliche spätere Bewirtschaftung der im Inselboden vorhandenen Süßwasserlinse, die sich ausschließlich durch Niederschläge regeneriert. Nachdem Baurat Herzberg 1887 die Erkundung des Süßwasservorkommens auf der Insel abgeschlossen hatte, wurde das "Entwässerungs- und Wasserversorgungs-Projekt im Inseldorfe für Norderney" ausgeschrieben. Schon 1888 konnte das Wasserwerk mit dem etwa 385 Kubikmeter großen Hochbehälter auf der Georgshöhe gebaut werden. In diesen Hochbehäter wurde mittels Pumpen das Trinkwasser 17 Meter hochgepumpt und von dort aus konnte es dank natürlichem Gefälle durch die neuen Wasserleitungen in die Häuser der Insulaner fließen.

Hotel Deutsches Haus und dem Kurtheater - hier um 1900

Mit den Gästen kommt das Wachstum - wie auch beim Hotel Deutsches Haus und dem Kurtheater - hier um 1900.

Auch die ebenfalls 1888 eingerichtete ganzjährige Schiffsverbindung war wichtig sowohl für die Erreichbarkeit der Insel als auch für die Versorgung der Einwohner und deren Gäste mit allen Gütern des täglichen Lebens.

Strahlender Fortschritt

Seit 1889 gab es auf Betreiben der "Königlichen Badeverwaltung" eine elektrische Beleuchtung der Kurhausbetriebe und der Strandpromenade. Nur zehn Jahre zuvor war durch die Erfindung der elektrischen Lampe eines Amerikaners in der "Neuen Welt", Thomas Alva Edison, eine wirklich bahnbrechende Neuerung geschaffen worden, durch die das Gaslicht schon sehr bald verdrängt werden sollte.

Jedoch, die schöne, strahlende Seite des Fortschritts - das 19. Jahrhundert steht auch für die "industrielle Revolution" - barg in sich schon gefährliche Tendenzen. Das Dreikaiserjahr 1888 brachte nicht nur den Tod Wilhelms I., sein Sohn und Nachfolger Friedrich II. verstarb nach nur 99 Tagen als Kaiser der Deutschen. Sein Sohn, Wilhelm II., hatte andere Prioritäten:

Kaiserliches versprechen

"Zu Großem sind wir noch bestimmt, und herrlichen Tagen führe ich euch noch entgegen." Ein großes Versprechen des deutschen Kaisers Wilhelm II. Der neue Kaiser ist ein Mann, der das Militärische liebt, sich als Kaiser von Gottes Gnaden versteht und der mit Glanz und Gloria nicht geizt. Am Ende des 19. Jahrhunderts war die deutsche Wirtschaftsentwicklung in einer sehr ausgeprägten Wachstumsphase, manchmal sogar als "erstes deutsches Wirtschaftswunder" charakterisiert. Für die Mehrzahl in der arbeitenden Bevölkerung verbesserte der Wirtschaftsaufschwung auch die Lebensverhältnisse um die Jahrhundertwende.

Das wirtschaftlich prosperierende Kaiserreich dieser Zeit schien somit vielen gesellschaftlich einflussreichen Köpfen prädestiniert, sich auch weltpolitisch im Kampf um Märkte und Rohstoffe einen "Platz an der Sonne" zu sichern.

In dem Buch "Der Erste Weltkrieg" schreibt der Autor Franz Hofmeier: "Am Ende des 19. Jahrhunderts war Deutschland Kaiserreich. 1866 wurde Österreich besiegt, wonach Preußen unbestritten die erste deutsche Macht war. An einem erfolgreichen Krieg gegen Frankreich (1870/71) nahmen neben Preußen auch die deutschen Klein- und Mittelstaaten teil. Alle diese Staate wurden in dem neu gegründeten Zweiten Deutschen Kaiserreich zusammengefasst. Mit Sorge beobachteten die europäischen Staaten, wie dieses Kaiserreich in der Mitte Europas immer mächtiger wurde - und als ab 1888 Kaiser Wilhelm II. die Herrschaft übernahm, rückte ein Großmachtstreben noch deutlicher in den Mittelpunkt der deutschen Außenpolitik."

Postkarte

Postkarte aus dem Archiv von Jochen Pahl: Nach Süden hin, vor der Mühle, grasen auf dem Polder noch Kühe. Heute stehen dort die Reihenhäuser "Mühleneck".

Post aus Amerika Post aus Amerika

Post aus Amerika an den Schwager "Mühlenbesitzer Fleetjer Norderney".


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