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Ortshandwerker | 100 Jahre OrtshandwerkerschaftDie hannoversche Regierung war an der Förderung des Fremdenverkehrs sehr interessiert und ergriff verschiedene Maßnahmen zur Verbesserung der fremdenverkehrlichen Infrastruktur und der Verkehrsverbindungen. Die Zahl der Gäste stieg im Zeitraum bis 1866 von 618 auf 3.110 an. Mit der Einführung eines Prämiensystems konnte das Fischereigewerbe expandieren, zudem gab die Regierung Land für die landwirtschaftliche Nutzung und für Neubauten frei und förderte Umbauten durch Bauprämien und Zuschüsse. Außerdem erhielten die Insulaner die dafür notwendigen Baumaterialien zu ermäßigten Preisen. Besonders wirksam war auch die Bewilligung von Vorschüssen "zur Aufmunterung der Insulaner zwecks Anschaffung von Möbeln", die zur Ausstattung der Fremdenzimmer benötigt wurden. Dazu kam das "Vermalen und tapezieren der Wände". Zwischen 1819 und 1856 wurden 137 Anträge auf Bauprämien gestellt, davon entfielen 51 auf den Neubau und 86 auf den Umbau von Häusern. Die Zahl der Wohngebäude stieg im Zeitraumn 1814 bis 1866 von 106 auf 252 an, die Bevölkerung nahm von 610 auf 1431 zu.
Die wachsende Einwohnerzahl und die günstige Entwicklung des Fremdenverkehrs ließ dic maiteriellen Bedürfnisse wachsen. Wohnungsbau, die Unterhaltung der Gebäude, Reparaturen der Einrichtungsgegenstände und die Versorgung der Einwohner und Gäste machte die Niederlassung von Handwerkern erforderlich. So siedelten 1819 eingie Tischlermeister, ein Maler und ein Schmied aus den benachbarten Sielen zur Insel über. In die hannoversche Ära fiel auch die Blütezeit der Norderneyer Angelfischerei. Wegen ihres angestammten Seegewerbes war fast die gesamte männliche Bevölkerung in der Fischerei tätig und überließ das Handwerk zuziehenden Gewerbetreibenden, über deren Niederlassung das Amt Berum wachte. 1823 und 1826 kamen zwei "Reepschläger" (Krüss, Redell) von Helgoland nach Norderney, die auch die Erlaubnis zur Ausbildung von Lehrlingen erhielten. Im Fischereigewerbe wurden lange, wasserdichte Seestiefel benötigt, was das Schusterhandwerk begünstigte. Der Badeverkehr machte 1844 die Konzessionierung eines Uhrmachers und Barbiers (1846) notwendig. Steigende Einwohner- und Gästezahlen rechtfertigten 1862 den Bau einer Windmühle, da die Lieferung und Vorratshaltung von Mehl bis dahin mangelhaft war.
Am Ende der hannoverschen Zeit (1866) wurden auf der Insel 36 Handwerksbetriebe gezählt. Tischler und Maurer 10, Seiler 2, Schmiede 2, Segelmacher 1, Maler 3, Müller 1, Schuster 7, Uhrmacher 1, Schneider 4, Barbier 1, Bäcker 4.