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Betriebe und Einrichtungen | Norderneyer Badezeitung30.06.2018 - 150 Jahre Norderneyer Badezeitung
SETZEREI UND DRUCKEREI
Der Bleisatz bestimmte lange das Hochdruckverfahren, und länger als allgemein im Druckereigewerbe bei der Norderneyer Badezeitung. Am Anfang waren die Schriftsetzer Handsetzer, die manuell die Druckformen mit Lettern bestückten. So wurde im Flachdruck die Zeitung hergestellt, wie ebenso kleine Drucksachen. Das war das Setzerhandwerk von jeher. Und lange auch der Norderneyer Badekurier mit den Listen der angekommenen Gäste. Die ersten Setzmaschinen machten ein schnelles Arbeiten gerade beim Fließtext möglich.
Die älteren Kollegen erinnern sich noch an zwei Typograf-Maschinen, an dem die angelernten Maschinensetzer im Stehen arbeiteten. Das waren Theo Schulz bis in die 1960er-Jahre und Ulrich Peters, der später bis in die Siebziger Jahre in den damals neu angeschafften Linotype- Setzmaschinen sitzend weiterarbeiten konnte.
Der Zeitungsdrucker der 1950er und 1960er-Jahre, der die Zeitung im Bogendruck auf Doppelseiten vierfach bedruckte, war Erwin de Boer (bis 1978). Später kamen noch Hans Krieger Berthold als Zeitungsdrucker dazu und Hans Koch als Drucker für Akzidenzen - allgemeine Drucksachen, von der Visitenkarte über die Trauerdrucksache bis zum Plakat. Sein Sohn Hans-Joachim erinnert sich noch gut an die beeindruckende Szenerie der stampfenden Druckmaschinen. Fast täglich kam er als kleiner Junge mittags mit dem kleinen Hund Akko, um seinen Vater abzuholen. Der Vierbeiner war zuerst in der Druckwerkstatt. Und es hieß dann: "Dien Köter is all dor, dien Jung kummt ok gliek, Hans."
Mit Jürgen Rochna kam 1963 ein an modernen Geräten gut ausgebildeter Drucker auf die Insel, der den Soltau-Geschäftsführer Hans Schulze aus Norden 1969 später überzeugen konnte, eine Rotationsmaschine und einen großen Heidelberger Zylinder anzuschaffen. Rochna war Drucker aus Leidenschaft. Er arbeitete engagiert und präzise bis zu seiner Rente im Jahre 2000. Nachdem Erwin de Boer 1978 in Rente ging, wurde der Maschinenschlosser Gerd Kratzel als Druckhelfer eingearbeitet. Er wurde schnell mit der alten Maschine und der Feinjustierung vertraut. Ab 2000 war er der Zeitungsdrucker. In seiner Urlaubszeit wurde er von Reinhard de Vries von der Mutterdruckerei Otto G. Soltau aus Norden vertreten.
Der Chef der Setzerei war bis in der 1960er-Jahre Wilt de Boer. Dieter Möhlmann lernte das Setzerhandwerk bei ihm und in Norden von 1955 bis 1998. Er war einer der längsten Mitarbeiter in der Soltauschen Buchdruckerei - 43 Jahre. Die Maschinensetzer der neuen Generation waren Alfred Gillberg, Ulrich Ipsen und Werner Fischer.
Alfred Gillberg, der bei der Inseldruckerei Otto Freund 1954 bis 1957 das Setzerhandwerk erlernte, war 1969 zur Insel zurückgekommen. Ulrich Ipsen, der 1972 als Handsetzer in den Betrieb kam, erlernte das Setzen an der Maschine im Betrieb. Seine Haupttätigkeit war bis 1974 die Erstellung der Seiten für den Badekurier, in dem damals noch die Gästelisten erschienen.
Nachdem sich der Druck der Gästezeitschrift wirtschaftlicher im Norder Mutterbetrieb darstellte, fertigte Ipsen weiterhin die Seiten an und machte sogenannte Barytabzüge, die in Norden im Fotosatz optisch auf Druckplatten übertragen und im Offsetverfahren gedruckt wurden. Ipsen erinnert sich, dass der Badezeitungskassierer und Bote Gerhard Knigge die aktuellen Gästelisten stets von der Kurverwaltung holte. In der Nebensaison monatlich und in der Hauptsaison wöchentlich.
Als dritter Setzer kam 1975 Werner Fischer, Schriftsetzer für Handsatz und Maschine, hinzu. Das Handwerk erlernte er 1972 bis 1975 bei der Inseldruckerei Otto G. Freund. Schriftsetzer waren auch Schriftexperten. Handgeschriebene Manuskripte von Vereinen waren oftmals eine Herausforderung. Für den geübten Setzer war es aber in der Regel immer les- beziehungsweise entzifferbar.
Maschinensetzer Alfred Gillberg.