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Kinderleben - Seehospiz Kaiserin Friedrich zu Norderney (1904)
Hospizkinds Freud und Leid - Schreibtag.
Der Postbote ist eine im Hospiz gern gesehene Persönlichkeit. Bringt er doch die Nachrichten von den Lieben zu Hause und manchen Gruß von Schulkameraden oder Freundinnen in der Heimat. Drum ist es ein Augenblick größter Spannung, wenn die Schwester die "Post" austeilt und hierhin und dorthin Briefe und Karten in die Hände der kleinen Adressaten gelangen. Das wäre ja ganz schön, wenn man nur nicht auch selbst wieder schreiben müßte. Aber es hilft nichts, einmal in der Woche ist "Schreibtag"; dann muß jedes Kind seinen Eltern oder sonstigen Angehörigen und Freunden Nachricht geben, sei es auch nur auf dem engen Raume einer Ansichtskarte. Das ist für viele ein schwerer Tag; schreiben ist nicht jedermanns Sache!
Die Schwester setzt sich im Spielsaal an einen Tisch; vor sich hat sie einen großen Kasten mit Briefpapier und Marken, mit gewöhnlichen Postkarten und vielen Ansichtskarten. Diese werden nun verteilt; die Kinder werden einzeln aufgerufen und dürfen sich Karten aussuchen oder Briefpapier nehmen, das sie der Schwester zum Aufbewahren gegeben haben. Über jeden Brief und jede Karten wird genau Buch geführt: so kann sich auch hier niemand "drücken!"
Die Kinder setzen sich an die Tische oder an die Fensterbänke, und nun geht die Schriftstellerei los! Die Größeren schreiben natürlich selbst; für die Kleineren nimmt die Schwester die Jeder und läßt sich diktieren, was die Eltern wissen sollen. Manche schreiben recht hübsche Briefe, wissen viel zu erzählen und bringen ausführliche Episteln zu stande; viele aber machen die Sache lieber mit einer Postkarte ab, am liebsten mit einer Ansichtskarte, weil "da am wenigsten drauf geht".