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Kinderleben - Seehospiz Kaiserin Friedrich zu Norderney (1904)
Eine Glocke ertönt, und vor den Vorhang tritt ein Sechser. Er verbeugt sich vor dem Publikum, und mit lauter, klarer Stimme spricht er einen Prolog, den Schwester Selma, die Vorsteherin des Damenpensionates im Hauptgebäude des Hospizes, verfaßt hat. Dann öffnet sich der Vorhang, und ein reizendes Bild entpuppt sich vor den Zuschauern. Da sehen sie lauter kleine Blumenkinder, Veilchen, Primel, Kornblume, Maßliebchen, Tulpe, Lilie, Erica und manche andere mehr, sich der hoheitsvollen Blumenkönigin, der Rose, nahen, um welche sich zahlreichen kleine Rosenknospen gleichsam herumgerankt haben. Es ist "Johannisfeier": der Mohn, der über der Rose steht, berührt die Rosenkönigin, weckt sie leise auf und bringt mit ihr die ganze Blumenschar zum Leben. Frau Rose ruft eine jegliche Blume zu sich; jede schildert ihr eigenes Leben und ihre eigene Schönheit und bringt dann der Rosenkönigin ihren huldigenden Gruß. Endlich erklingen leise Klavier- und Geigentöne und, von rosigem Lichte umfangen, beginnen die Blumen ihrer Königin zur Ehre sich in zierlichem Reigen zu drehen. In reizender Gruppe schließt dies Blumenmärchen, und lauter Beifall lohnt die kleinen Künstlerinnen.
Als dann der Vorhang wieder aufgeht, treten zwei Sechser auf und spielen in vollendeter Komik das "Blasrohr", eine Szene zwischen einem biederen schwäbischen Tischlermeister, der auch nicht das Pulver erfunden hat, und einem gigerlhaften jungen Herrn, dem der Meister ein "Blausruhr" herstellen soll, "grean äg´striche, un hinte un vurn a Luch!" Tosendes Lachen folgt dieser Darstellung, die sogar zweimal aufgeführt werden muß.