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Der Beginn des seebautechnischen Inselschutzes auf den Ostriesischen Inseln - von Frank Thorenz
Entwicklung der Inselschutzwerke auf der Insel Spiekeroog
Die auf der Insel Spiekeroog ab 1873 ausgeführten Inselschutzwerke weisen ebenfalls eine sehr heterogene Struktur auf und unterscheiden sich in ihrer Konstruktion zum Teil erheblich von den auf Norderney ausgeführten Bauweisen. Es zeigen sich einige Parallelen zu den etwas zeitlich versetzt auf Baltrum zur Ausführung gekommenen Anlagen, wie sie z.B bei Erchinger und Ukena (1987) beschrieben sind. Da in der Literatur nur wenig Angaben über die Entwicklung der Spiekerooger Inselschutzwerke vorhanden sind wird im weiteren eine kurze chronologische Darstellung erfolgen.
Die Entwicklung des westlichen und nordwestlichen Teils der Insel Spiekeroog ist in den vergangenen Jahrhunderten durch einen starken Rückgang der Randdünen gekennzeichnet. Backhaus rekonstruiert an Hand historischer Karten, daß der Westteil der Insel zwischen 1800 und 1840 um 400 m und zwischen 1840 und 1866 um weitere 250 m abgenommen hat. Gleichzeitig hat die Insel im Osten und im Südwesten zugenommen. Der durch die fortdauernde Erosion lückenhaft gewordenen Dünenkette begegnete die hannoversche Regierung im Jahre 1832 durch den Bau eines Sanddeiches. Schwere Sturmfluten von 1868 brachten mehrere tiefreichende Einbrüche in die Randdüne.,so daß bereits 400 m östlich des hannoverschen im Jahr 1869 ein neuer Sanddeich errichtet werden mußte. Zugleich wurden westlich des Deiches verstärkt Sandfangrnaßnahmen durch Setzen von Buschzäunen durchgeführt, um die Dünenbildung zu verstärken. Die Dünenabnahme hielt jedoch weiter an, so daß im nordwestlichen Dünenbereich 1874 eine Steinböschung auf ca. 540 m Länge nach dem 1873-75 ausgeführten Baltrumer Muster angelegt wurde. Diese bestand im wesentlichen aus einem hölzernen Pfahl- und Bohlwerk mit einem steilen Bruchsteinpflaster auf Kleisoden und Vorlagen von auf Busch gelagerten Steinquadern sowie einer oberhalb anschließenden Buschspreitlage. In die Vorlagen eingebunden wurden die ab 1873 errichteten Buhnen A bis F ähnlich der Norderneyer Bauart. Da sich das Längswerk in Sturmfluten vom Januar 1877 und März 1878 nicht bewährte, wurde es unter Verwendung der vorhandenen Materialien und der Bohlwände 1879/80 in ein doppelt gekrümmtes Profil umgebaut, welches in dieser Form nur auf Spiekeroog ausgeführt worden ist. Dieses Deckwerk ist aus auf einer 0,6 m starken Unterlage von Kalksand aufgesetzten, mit Zementmörtel verbundenen Bruchsteinen aufgebaut und nach oberhalb durch ein Klinkerpflaster gegen Hinterspülung gesichert . Nach den schweren Sturmfluten vom Dezember 1894 und Dezember 1895 wurde eine Fußvorlage und eine oberhalb an das Klinkerpflaster anschließende zweite Berme ergänzt. Nach einer teilweisen Zerstörung in der Sturmflut vom Februar 1962 ersetzt jetzt ein 1:4 geneigtes Rauhdeckwerk die damalige Konstruktion.
Die fortschreitend negativen Entwicklungen waren der Anlaß für den Bau eines Pfahlwerkes im nördlichen und im südlichen Anschluß an das Deckwerk in den Jahren 1878 bis 1882. Der nördliche Teil hatte eine Länge von 95 m und der südliche von 707 m. Die im Vergleich zur Norderneyer Bauweise verstärkte Ausführung mit einem massiven Unterbau aus Kalksand und in Beton gesetztem Bruchsteinpflaster war gleichzeitig Baumuster für die ab 1883 auf Baltrum ausgeführten Anlagen. Parallel dazu wurden 1879/80 die Buhnen AA bis AC zur Sicherung des Strandes und 1881/83 ein Sanddeich rückwärtig des Pfahlwerkes errichtet. Das sehr unterhaltungsbedürftige Pfahlwerk war wegen der stark wechselnden Strandsituation auf Grund der für Spiekeroog typischen phasenweisen Platenanlattdungen später in Teilstrecken nahezu völlig von Sand bedeckt und mußte 1936/37 nach Freispülung wegen Abgängigkeit durch ein Steilprofil aus Stahlspundwänden, die sogenannte "Schumacherwand" ergänzt werden.