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Bericht "Norderneyer Badezeitung" vom Sonnabend, den 23. Mai 1931

Wellenbad auf Norderney

Die Wellenmaschine besteht aus dem Motor (90 PS.), den Antriebs-, Uebersetzungs- usw. Vorrichtungen und den zwei Schwenkkörpern, die sich in zwei Kammern befinden und vom Schwimmbecken durch Gitter abgetrennt sind. Die Konstruktion wurde vom Civilingenieur (B.d.CJ.) Fuchssteiner-Düsseldorf ausgearbeitet, von dem auch die Entwürfe für die Wellenmaschine im Lunabad (Berlin-Halensee) und seinerzeit für die Gesolei-Düsseldorf stammen.

Die Wellen werden durch die Wellenmaschine am Ende des Beckens erzeug, die mittelst zweier 5 m mal 3,50 Meter großen Schwenkkörpern in gleichmäßigen Intervallen das Wasser vorstößt und ansaugt. Darüber erhebt sich das Gymnastikpodium, auf dem auch das 3 Meter Sprungbrett angebracht ist. Zwei 1 Meter-Sprungbretter befinden sich zu beiden Seiten auf dem Schwimmbeckenumgang. Die Nebenräume, wie Ruheräume, Brausen, Frisierräume, je für Damen und Herren, befinden sich in seitlichen Anbauten.

Im Sodelgeschoß ist auf der einen Seite der bereits erwähnte Raum für Auskleidezellen und Schränke angeordnet, die andere Seite enthält die maschinellen Anlagen.

Das Seewasser wird vermittels zweier Pumpen durch zwei Saugleitungen aus dem Meere am Weststrande entnommen. Es durchfließt zuerst eine Filteranlage, in welcher Algen, Schlick usw. entfernt werden. Auf 22 Grad Celsius erwärmt, tritt es dann durch vier Ausflüsse in das Bassin ein. Das im Schwimmbecken befindliche Wasser wird dort ständig umgewälzt, gefiltert und chemisch gereinigt, so daß der gesamte Inhalt des Beckens innerhalb 10 Stunden auf diese Weise gewissermaßen erneuert ist. Auch wird das Wasser stets durch frisches, warmes Seewasser ergänzt. Daß durch die beschriebenen Prozeduren das Meerwasser in seiner Zusammensetzung keinerlei Veränderung erleidet, haben genaue chemische quantitative Untersuchungen zur Evidenz bewiesen. Das Meerwasser enthält etwa 3 Prozent an Salzen, d.h. auf 1 Liter berechnet 30 Gramm Salze. Davon sind ungefähr 21,7 Gramm Kochsalz und 8,2 Gramm Chlormagnesium.

Das Wasser im Becken unseres Wellenschwimmbades hat 2,5 Alkalinität, also ebenfals etwa 21 Gramm Kochsalz auf 1 Liter Wasser. Wenn daher die Gesamtmenge des im Bassin befindlichen Meerwassers 1.100 Kubikmeter beträgt, so enthält dieses Schwimmbecken insgesamt ungefähr 420 Zentner Kochsalz! Ein Faktor, der bei der Beurteilung der Wirksamkeit des Wassers sowohl wie der Luft von ganz besonderer Bedeutung sein dürfte!

Eine technische Glanzleistung für sich ist das Bassin. Dasselbe besitzt keinerlei Verbindung mit den übrigen Bauteilen, besteht aus Eisenbeton, der im Hinblick auf das agressive Seewasser besonders zusammengesetzt ist. Die inneren Wände und der Fußboden des Beckens sind unter ihrer Fliesenbekleidung mit seewasserfestem Patentanstrich versehen. Das Becken ist nicht durch Bewegungsfugen unterteilt. Die notwendige Ausdehnungsmöglichkeit wird dadurch gewährleistet, daß der tiefe Teil des Beckens auf einer Gleitfuge ruht (die Gleitschicht ist auf einer Grundplatte angebracht), der flache Teil des Beckens auf dünneren Wandabschnitten gelagert ist, die als Pendelstützen ausgebildet sind.

Die Heizung ist als Fernheizung entworfen. Die Wärmequelle (Hochdruckdampfkesselanlage) befindet sich im alten Maschinenhause. (Außer der Raum- und Wassererwärmung des Wellenschwimmbades erfolgt von hier aus auch die Wärmeversorgung vom Kurhaus und Großen Logierhaus.) Die Beheizung der Schwimmhalle und Vorhalle erfolgt durch Warmluft (Frisch- und Umluftheizung), die der Nebenräume durch Niederdruckdampf. Außerdem sind an den Stellen der Schwimmhalle, die Wärmeverlusten besonders ausgesetzt sind, Radiatoren für Niederdruckdampfheizung angebracht.

Ueber den Decken der Vorhalle und Schwimmhalle ist eine Entlüftungsanlage eingebaut. Zur Beseitigung etwaiger Wrasenbildung wird durch die Decke der Schwimmhalle, in der Höhe der Umfassungswände, Warmluft eingepreßt. Die Luftabsaugungen befinden sich in der Mitte der Decke.

Der Bau wurde als Stahlskelett mit Ziegelstein-Ummantelung und Ausfachung, die eine Luftschicht enthält, errichtet und ist verputzt. Die Eisenteile des Stahlskeletts sind nach den Außenseiten hin im imprägnierten Korkplatten besonders isoliert. Die Decken sind als Hohlstein- bzw. Eisenbetondecken ausgeführt und haben unterspannte Rabitzdecken erhalten, die sowohl Warmluftkanäle als auch die Installationsteile aufnehmen und an den Dachdecken gleichzeitig eine Wärme-Isolierung bilden.

Am Sonntag nun soll das Wellenbad eröffnet werden. Ein wichtiger Abschnitt in der Geschichte des Bades Norderney beginnt damit. Möge ein günstiger Stern über dem Ganzen walten, damit der alte Glanz des "Paradieses der Nordsee" von neuem erstrahle und dem vielgeprüften Eilande bessere Zeiten bereite.


NBZ 23.05.1931 - Das Jahr 1931 Hilfe/Info Logo der Chronik © 2002-2024 H.-H. Barty Seitenanfang