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Insel und Küste | Verlagerung der InselnVerlagerung der Inseln
Die Marschlandschaft war von tiefen Baljen durchschnitten. Sie konnte, wie Funde beweisen, zu ebener Erde besiedelt werden. Die Marsch ging allmählich ins Watt über. Vermutlich wurde das Watt von einem sandigen Strandwall mit Dünen, der von den Seegats unterbrochen wurde, nach Norden begrenzt.
Um 200 n.Chr.Geb. begann das Wasser, dessen Niveau lange bei - 0,5 m unter NN gelegen hatte, wieder zu steigen. Die Marsch wurde nach Süden zurückverlegt und z.T. in Inseln (Halligen) und auch Buchten zerschnitten. Die Menschen mußten ihre Flachsiedlungen aufgeben oder durch Aufschüttungen von Klei Warfen bauen, auf die sie ihre Siedlungen flutsicher setzten. An der nördlichen Wattgrenze entstanden vielleicht aus dem Strandwall, Schwemmsandinseln.
Das verkleinerte Wattengebiet wies eine stärkere Strömung als vorher auf, so daß Sedimente der Tönning-Schichten stark sandig sind. Die Ablagerungen weisen eine durchschnittliche Mächtigkeit von 1,5 m auf und reichen bis + 1 m über NN. Um etwa 1100 n.Chr.Geb. dürfte der Deichring um Ostfriesland schon mehr oder weniger bestanden haben. So kam es hinter den Deichen nur noch nach Deichbrüchen zu Sedimentationsvorgängen. Vor den Deichlinien finden aber bis heute weitere Ablagerungen statt, die als Wyk-Schichten bezeichnet werden. Die Tönning- und die Wyk-Schichten werden zu den Pewsum-Schichten zusammengefaßt. Nachdem der Deichring seit ca. 1300 relativ sicheren Schutz bietet, können wieder Flachsiedlungen angelegt werden.
Höchstwahrscheinlich setzte die Bildung der Ostfriesischen in den Jahrhunderten n.Chr.Geb. ein, als der Wasserspiegel wieder zu steigen begann. An der nördlichen Wattgrenze, seewärts vor der heutigen Inselkette, wurden durch Strömungen und Winde Schwemmsandinseln aufgebaut, die also keine ehemaligen Festlandsreste, sondern Neubildungen sind. Das zum Aufbau nötige Sandmaterial dürfte zunächst aus dem ehemaligen Dünenwall hergekommen sein, später aus der an den Inseln vorbeiziehenden Sandbewegung.
Für den Zeitraum von 1650 bis 1950 zeigt sich, daß alle Inseln im Osten länger geworden sind, aber nur einige von ihnen starke Abbrüche im Westen aufweisen.
Ostverlagerung der Inseln zwischen 1650 und 1950 in m | ||||
Inseln | Westkopf |
Ostende |
||
Juist | kaum |
4.000 |
||
Norderney | kaum |
6.000 |
||
Baltrum | 4.000 |
1.200 |
||
Langeoog | kaum |
1.100 |
||
Spiekeroog | 1.500 |
5.800 |
||
Wangerooge | 2.000 |
Die relativ stabile Lage von Juist, Norderney und Langeoog wird dadurch bewirkt, daß die Westköpfe dieser Inseln auf rückenartigen, hochgelegenen Sockeln aus Ton-, Klei- und Lehmschichten ruhen, die den ostwärts drängenden Seegaten noch widerstehen. Baltrum, Spiekeroog und Wangerooge sind von ihren Sockeln schon durch die Seegaten heruntergedrängt worden.
Sandwanderungen und Sturmfluten können die Schwemmsandinseln auf völlig zerstören und neue Eilande aus Platen entstehen lassen. So lag zwischen Juist und Baltrum im 13. Jahrhundert noch die langgestreckte Insel Buise, die um 1400 aber schon in 2 fast gleichgroße Teile zerschlagen war, die Buise und Osterende hießen. Um 1650 war aus dem Osterende die stetig wachsende Insel Norderney geworden. Die Restinsel Buise war weiterhin sehr stark geschrumpft und um 1700 endgültig verschwunden. Heute zeugt nur noch das Busetief von einer Insel gleichen Namens. Anderseits hat sich im Seeraum südlich von Juist, wenn auch mit menschlicher Nachhilfe, Memmert gebildet, eine neue Insel, die im Jahre 1720 nur eine Sandplate gewesen war.
Neben den Schwammsandinseln gab es im Bereich des Ems-Ästuars Marscheninseln, die wahrscheinlich entstanden waren, als die Fluten bei einem erneuten Anstieg es Meeresspiegels n.Chr.Geb. aus der Marsch Inseln bzw. Halligen abtrennten. Strabo und Plinius erwähnen eine größere Insel mit Namen Burchana (Byrchanis, Fabaria), die im Gebiet des heutigen Borkum zu suchen ist. In der Vita S. Luidgeri wird für das 8. Jahrhundert die große Marscheninsel Bant genannt, die auch im Ems-Mündungsraum lag. Im Jahre 1650 war Bant nur noch 76,6 ha groß, schrumpfte durch raubbauartige Gewinnung von Salztorf bis zum zum Jahre 1743 auf 2,5 ha und wurde kurz darauf von den Fluten völlig zerstört.