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53° 42' 26" N 7° 8' 49 Flagge der Insel
Chronik einer Insel
Insel Norderney

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Vielfältige Vogelkinderstube im einmaligen Lebensraum Salzwiese

Ein Flußseeschwalbenpaar (Sterna hirundo) mit Küken bei der Futterübergabe.Ein Seedeich mit Deichvorland und angrenzendem Watt stellt eine Küstenform dar, die im Vergleich zu den unermeßlich langen Küsten auf der Erde aus Felsen oder Sandstrand mit Dünen und Klifformen nur eine winzige Strecke ausmacht. Schon von daher bedeuten Watt und Salzwiesen eine Besonderheit, die durch ihren Reichtum in ökologischer Hinsicht noch gesteigert wird. Nur wenige Pflanzen sind allerdings darauf eingerichtet, im Salzwasser existieren zu können. Durch die vom Salzgehalt abhängigen Vorgänge beim Stoffwechsel (Osmose) reagieren die Pflanzen sehr sensibel auf den Salzgehalt des Bodenwassers. Die starke Abhängigkeit der Pflanzen von der Überflutungsdauer und -häufigkeit sowie vom Salzgehalt des Bodenwassers und somit indirekt von der Bodendurchlässigkeit bzw. -bindigkeit führt dazu, daß die verschiedenen Pflanzenarten in fest abgegrenzten Zonen leben. Ein in der Höhe langsam, aber stetig ansteigendes, weit gestaffeltes Deichvorland ist vom Queller in den Anwachsflächen bis hin zum Rotschwingelrasen auf dem hohen Deichvorland wegen seiner ökologischen Vielfalt von großem Interesse.

Ein brütender Austernfischer (Haematopus ostralegus), dessen rote Beine hier unsichtbar sind.Der Queller (Salicorniä herbacea) und das englische Schlickgras (Spartina townsendii) besiedeln die aufschlickenden Flächen bereits, wenn sie noch 50 Zentimeter unter MThw liegen. Oberhalb von MThw schließt sich die Andelzone an, in der Andel (Puccinellia maritima) als salzverträglichste Grasart bereits einen dichten Rasen bildet und die Salzwiese so wirksam vor Erosion schützt. Zu ihm gesellen sich weitere Arten wie Meerstrandgänsefüßchen (Suaeda maritima), Strandaster (Aster tripolium) und Keilmelde (Halimione portulacoides). Oberhalb schließt sich dann die Schwingelzone an mit dem Rotschwingel (Festuca rubra) als Hauptvertreter.

Eine Vielzahl von Küstenvögeln bevorzugt die Salzwiese des Deichvorlandes als Brutraum. Eine gute Übersicht des Brutplatzes im kahlen Andelrasen bevorzugen Säbelschnäbler, Fluß- und Küstenseeschwalbe sowie Austernfischer. Bedeckter wünschen ihren Brutplatz gerne Rotschenkel, Uferschnepfe und Lachmöwe. Als Nahrungsbiotop dient vielen Küstenvögeln nicht nur die Salzwiese, sondern vor allem auch das nahegelegene Watt und die schlickige Verlandungszone. Auch den Grüppen im Deichvorland kommt als Nahrungsbiotop eine große ökologische Bedeutung zu. Die hochproduktive Watt- und Verlandungszone wird durch das Grüppensystem in die Salzwiesen hinein vergrößert, und zwar in wattnahen Bereichen mit einer Grüppenlänge von 1.000 Meter je Hektar. Die dadurch erzielte Verlängerung der Übergangszone Wasser/Land von 2.000 Meter je Hektar führt zu einer erheblichen Steigerung des ökologisch wertvollen Randeffekts. Nach Professor Heydemann konzentrieren sich hier die erdgebundenen (terrestrischen) wirbellosen Tiere. Auch finden insbesondere Säbelschnäbler und Rotschenkel nach Professor Wilkens auf dem Bodengrund der Grüppen geschützte Nahrungsräume in der Nähe ihrer Brutplätze für die noch nicht flüggen Jungtiere. - Die Vogelarten, die einen Brutplatz mit guter Rundumsicht bevorzugen, brüten gern auf den von der Begrüppung herrührenden erhöhten Geländerippen mitten auf den kurzrasigen, beweideten Salzwiesenbeeten. Besonders dem bis in die niedrigen Hellerbereiche nistenden Säbelschnäbler bietet dieser erhöhte Sitz damit auch ein wenig mehr Sicherheit gegen den Verlust seiner Eier oder Küken bei erhöhten Fluten im Mai oder Juni. Vom Herbst bis zum Frühjahr bieten die Salzwiesen zahlrei chen Gänsearten Rast- und Futterplätze. Die scheue Ringelgans äst bevorzugt von März bis Anfang Juni auf den Andelund Rotschwingeirasenflächen der Salzwiesen. Im Frühjahr 1984 weideten in der Leybucht etwa 6.600 Ringelgänse, bevor sie den Flug in ihr Brutrevier in den weiten Gebieten der Tundren nahe dem nördlichen Polarkreis im nordwestlichen Sibirien antraten. Die Grafik auf Seite 27 ist nach der regelmäßigen Bestandserfassung des Bauamtes für Küstenschutz gefertigt und macht die äußerst positive Entwicklung des Bestandes an Säbelschnäbler-Brutpaaren und an Ringelgänsen in der Leybucht deutlich. Drei für die Leybucht vom Landkreis Aurich eingesetzte Landschaftswarte gehören ebenfalls diesem Amt an.

Die ortsansässige Tierwelt (Fauna) der Salzwiesen weist bereits starke terrestrische Züge auf. Neben den bereits erwähnten Brutvögeln und einigen Kleinsäugern herrschen hier die Gliedertiere vor in ihren zahlreichen Arten. Von der vom Meer bestimmten Tierwelt (maritimen Fauna) gelingt es nur den Kleinformen aus den Gruppen der Strudelwürmer, der Fadenwürmer, der Ruderfüßler und der Milben, Lebensmöglichkeiten oberhalb der Mitteltidehochwasserlinie zu finden.


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