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Georg Kampfer: Akte Strobach - Geistlicher wird mit einem Strick um den Hals gefunden
Nohne Janssen, 52 Jahre alt, lutherisch, war am Tage vor der Unglücksnacht mit ihrem Mann zu einem Abendmahlsgespräch in der Pastorei. Da habe der Pastor etwas kränklich ausgesehen. Auf ihre Nachfrage hin habe "…der Pastor geantwortet: Er wäre etwas mat. Sonsten hätte er sich vernünftig und christlich aufgeführet."
Weiter erinnert sich die Zeugin, dass der Pastor "…gesaget: Es würde diesen Sommer ein großes Unglück auf der Insel passieren. Er wünschte aber, daß Gott es also schicken mögte, daß er ein Lügner in diesem Fall werden mögte."
Tätje Siemens Rass, 46 Jahre alt, lutherisch, hat am Morgen vor der Unglücksnacht den Pastor "sehr freudig angetroffen, und wäre mit einem butterbrod in der Hand habend, Ihr begegnet". Am Abend vorher sei der Pastor aber sehr traurig gewesen. Auf ihre Frage "ob Er Leibes Krankheit hätte", habe er nur mit "Matt, Matt" geantwortet.
Auch Tätje Siemens Rass kann bestätigen, dass der Pastor nachts angeblich Stimmen gehört hat: "Er hätte aber (…) dabey gedacht, daß da noch Niemand an Gottes Gnade verzweifelt wäre; So wollte Er auch nicht daran zweifeln, und wäre Gottes Gnade in den schwachen kräftig. So wie Ihm vorgekommen, wäre es seiner selig Frau Stimme geweßen. Er hätte seinem bedünken nach dieselbe bey sich hinten im Bette seufzen und nachgehends vor dem Bette weinen hören. Er habe sonst sein Lebetage auf dergleichen Dinge nicht reflechiert (18), anitzo (19) aber müße ers glauben."
Auch Strobachs finstere Prophezeiung von einem Unglück, das über die Insel kommen würde, hat die Zeugin gehört. Der Pastor hätte allerdings vieldeutig hinzugefügt: "Es soll auch noch etwas gutes dabey seyn, auch soll solches nur eine eintzige Persohn treffen. Auch hierbey gefüget, daß Gott dafür hüten und geben mögte, daß er in diesem Fall ein Lügner werden würde."
Die Zeugin hat weiter von einem Gerücht gehört, wonach die Ehefrau des Pastors vergiftet worden sei, kann das aber nicht glauben.
Vogt Husius gibt schließlich noch zu Protokoll, dass der Pastor am Sonntag zuvor bei ihm zu Mittag gegessen und dabei keinerlei Anzeichen von "Melancholie und Schwermüthigkeit" gezeigt, sondern "verständlich und vernünftig, nicht weniger christlich" geredet habe.
Der Tag ging zu Ende und der Pastor lag immer noch in seiner Kammer - immer noch mit einem Strick um den Hals.
Montag, 5. Februar
An diesem Morgen wurden die Insulaner noch einmal zusammengerufen und von Vogt Husius "nochmahls inständigst ersuchet", die Leiche des Pastors zu entkleiden. Die Norderneyer lehnten ab.
Daraufhin boten die von Hess und Voigting mitgebrachten Fuhrleute an, die Entkleidung zu übernehmen, wenn ihnen von den Insulanern "zwey oder drey zu Hilffe kommen mögten". Die Norderneyer lehnten ab.
(18) nachdenken, vorstellen
(19) jetzt