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Teil 7 - (05.05.2017)
In der Bewegung liegt die Kraft
Rehabilitations-Sport, kurz Reha-Sport genannt, wird vom TuS Norderney seit Anfang 2010 angeboten und stellt eine Besonderheit dar. Hierfür ist eine Verordnung vom Hausarzt oder Facharzt notwendig - im Gegensatz zu allen anderen Sportarten. Diese Verordnung mit der Diagnose und der Zielsetzung leitet man weiter an die zuständige Krankenkasse und lässt sie sich genehmigen. Seit der Gesundheitsreform von 2001 besteht sogar ein Rechtsanspruch auf Kostenübernahme des Trainings.
Der TuS wurde vom Bundesverband Reha-Sport Deutschland e.V. als Anbieter zertifiziert und stellt dementsprechend Übungsleiter mit spezieller Weiterbildung. In der Regel bekommt der Patient 50 Einheiten verschrieben, die in 18 Monaten abzuleisten sind. Es gibt auch die Erweiterung auf 120 Übungseinheiten verteilt auf 36 Monate bei schweren Beeinträchtigungen der Mobilität, beispielsweise bei der Parkinson-Erkrankung oder bei Multiple Sklerose.
Laut den Richtlinien des Bundesverbandes erfolgt die verordnete Bewegung entweder in Form von Trockengymnastik oder Wassergymnastik, auch beides zusammen kann praktiziert werden. Ein- bis zweimal pro Woche sollte der Betreffende trainieren. Der ganze Körper wird dabei beansprucht. Voraussetzung ist das Üben in einer festen Gruppe, um eine Gruppendynamik zu fördern. Der Erfahrungsaustausch der Betroffenen soll unterstützt und Anleitungen zur Selbsthilfe sollen gegeben werden.
Die Physiotherapeuten Yvonne Himpe-Harm und Henning Padberg bauten die Sparte Reha-Sport auf Norderney auf. "Wir konnten dem großen Ansturm zu Beginn gerade so gerecht werden", erzählt Padberg, er habe sich später aus beruflichen Gründen zurücknehmen müssen. Angelika Ohm löste Himpe-Harm vor vier Jahren ab und übernahm die Abteilung Kinder-Reha-Sport. Agnes (Aggi) Birnbaum zeichnet verantwortlich für die Erwachsenen-Gruppen. Aquagymnastik ergänzte einige Jahre später das Angebot in Kooperation mit den Michels-Betrieben. Auf das angenehm temperierte Schwimmbad des Thalasso-Hotels Nordseehaus freuten die Damen und wenigen Herren sich immer sehr. Mit Poolnudeln und Aqua-Scheiben zum Beispiel trainierten die Teilnehmer intensiv die gesamte Tiefenmuskulatur auf angenehme Art. Leider ruht der Bereich Aquagymnastik derzeit. Die "Wasserratten" bedauern das, zumal sich immer ein besonderes Wohlgefühl nach dieser Sportart einstellt. Der TuS wartet auf eine positive Rückmeldung vom Staatsbad bezüglich der Nutzung des Badehauses.
Die Gymnastiklehrerinnen Aggi Birnbaum und Angelika Ohm als ihre Vertretung organisieren und betreuen vier Erwachsenengruppen unterschiedlicher Stärke in der Trockengymnastik. Eine Gruppenstärke von zehn bis zwölf Personen sei optimal, erklärt Birnbaum, so habe sie noch den Überblick und könne gegebenenfalls korrigieren. Ohm leitet die "Reha-Kids" am Mittwochnachmittag in der Grundschule an. "Fünf Jungen von acht bis 15 Jahren kommen zurzeit und nehmen das Angebot sehr gern wahr", berichtet Ohm. "Es geht bei den Kids eher nicht um Nachsorge nach Operationen oder Unfällen, sondern um Prävention." Hier stünden den Haltungsschwächen wie zum Beispiel ein Hohlkreuz, eine leichte Skoliose (seitliche Rückgratverkrümmung) oder ein Flachrücken im Vordergrund. "Die Leistung spielt keine Rolle", so Ohm. Der Reha-Sport berücksichtige die Schwächen der Teilnehmer unter Einbeziehung der Gegenspieler, also Bauch-und Rückenmuskeln sowie die Muskulatur der Oberschenkel. Dehnen und Kräftigen sei wichtig. "Gut eignet sich bei Organleistungsschwäche das Seilspringen, das dürfen die Erwachsenen nicht." Die Gleichgewichtsübungen verbinde sie auch mit Koordinationsaufgaben, ergänzt Ohm.
Am Ende der 45 Minuten runden kleine Spiele oder eine Traumreise zur Entspannung die Palette ab. Unter das Motto "In der Bewegung liegt die Kraft" könnte man die Angebote des Reha-Sports stellen. "Der Muskelaufbau steht im Vordergrund. Ziel ist es, Alltagsbewegungen so auszuführen, dass der Rücken und die Gelenke geschont werden", erklärt Birnbaum. Sie gebe Tipps bei Beschwerden und zeige entlastende Übungen, die sich jeder merken und zu Hause umsetzen kann. Außerdem legt sie besonderen Wert auf Koordination, um beide Gehirnhälften zu trainieren. Dadurch verbessere sich auch die Konzentration, so Birnbaum.
Von Mitte 20 bis über 80 Jahre alt sind die Männer und Frauen in den drei Erwachsenengruppen im Tanzraum des TuS. Die meisten hätten "Rücken", so das Resümee. Die "Oldie-Gruppe" am Donnerstagmorgen mag besonders "Drums Alive", eine Kombination aus leichten Tanzschritten und Trommeln auf dem Gymnastikball.
Der Ball thront auf einem umgekehrten Hocker und es wird im Rhythmus von toller Musik mit Schlagzeugstöcken auf ihn "eingedroschen". Dabei werde die Motorik geschult und die beliebte Übung trage auch zum Abreagieren bei, sagt Birnbaum.
Gern fährt die Gruppe der Älteren mit dem Fahrrad bei schönem Wetter "Oost Ut" (in den Inselosten). Das macht viel mehr Spaß als Gleichgewichtsübungen auf dem Kreisel. Die Geselligkeit, ein wichtiger Faktor für die Psyche, kommt bei allem nicht zu kurz. Regelmäßig lässt sich die Gruppe nach getaner Arbeit mit einem Getränk im Café verwöhnen.
Eifrige Teilnehmer sind (von links): Günter Möller, Jürgen Cramer und Herbert Ulitze.
Trainiert wird unter anderem mit Reifen, Bewegungskreisel, Hanteln oder Bällen.
Angelika Ohm bei einer Übung auf dem Sitzball: Geübt werden Balance, Koordination und Kraft.
Agnes Birnbaum leitet die Erwachsenen-Gruppen im Tanzraum des TuS.
Sonja Zebrowski (vorn) und Angelika Ohm trainieren die tiefe Bauchmuskulatur.
Ein wichtiger Bestandteil des Reha-Sports ist die Geselligkeit, die auch beim TuS gepflegt wird - so treffen sich die Teilnehmer gern nach dem Sport zu Kaffee und Kuchen.