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Georg Kampfer hat den Fall Husius unter die Lupe genommen.
Für Anna Barbaras Bruder, den Vogt Johann Husius, gestaltete sich die Situation derweil immer schwieriger. Seit dem Tod seines Vorgängers Jacob Siemens Rass im Sommer 1712 war er erst kurze Zeit im Amt und bei seinem Amtsantritt sogleich auf den erbitterten Widerstand der Insulaner gestoßen.
Bereits im Okober 1713 berichtete der Norderneyer Pastor Stromann dem zuständigen Amt in Berum, dass sich dem Vogt auf der Insel "alles widersetzte, und keiner parieren wolle (...) Ja, die Leute wären dem Vogt so feind, dass sie denselben wohl umbringen sollten, wenn sie ihn allein in ihrer Macht hätten".
Zu seinen größten Feinden gehörten demnach Bentet und Hancke Remmers, also Sypkes Vater und Onkel. Doch der Berumer Amtmann hatte wohl eher materielle Werte als das Wohl des Vogtes im Sinn, als er daraufhin der Hofkanzlei zu bedenken gab, "dass daher leicht ein Unglück entstehen könne, und sonderlich, wenn einst etwas von großem Werth daselbst stranden solte, es alsdan gar zu wüste und unordentlich zugehen dürfte". Er empfahl, mit geeigneten Maßnahmen bei den Norderneyern dafür zu sorgen, "dass man keine größere Unruhe und Widerspenstigkeiten" mehr befürchten müsste. Wie sich bald herausstellte, hatte sich der Konflikt tatsächlich bei Bergungsarbeiten an einem gestrandeten Schiff entzündet, das mit einer größeren Ladung Hafer befrachtet war.
Kurz darauf traf ein Hilferuf des Norderneyer Vogtes in Aurich ein. Husius klagte, zu seinem Brief zwinge ihn "die hohe Noth, in dem bey der Bärgung des bey uns letzt verunglückten Schiffes und inhabenden Habers die Eyländer ihrer zwar schuldigen, aber vergessenen Pflicht sich noch nicht erinnern wollen; sondern mit ihrem Ungehorsam und boshaftiger Widersetzung halsstarrig fortfahren". Die Insulaner seien auf seine Anordnung zu den Bergungsarbeiten zunächst gar nicht erschienen und hätten dann schließlich äußerst schleppend gearbeitet, um so mehr Zeit zum Diebstahl an der Ladung zu gewinnen. Sie hätten in der Folge sogar nachts Hafer aus dem gestrandeten Schiff entwendet. Da nun zu befürchten sei, dass die Insulaner den gestohlenen Hafer "an die Seyte bringen mögten", habe er sich entschlossen, "eine Haußvisitation zu thun".
Der Vogt hatte sodann gewartet, bis die Männer hinausgefahren waren, um dann tatsächlich eine Hausdurchsuchung durchzuführen. In 26 Häusern fand er nassen Hafer und bei Sicke Harmens außerdem acht Kaninchenfelle und ein Kaninchen im Topf - ein klarer Fall von Wilddieberei! Der Vogt stelle eine Liste der Missetäter zusammen und erstattete der Hofkanzlei in Aurich Bericht.
Die Reaktion der Norderneyer Fischer auf die während ihrer Abwesenheit durchgeführte Hausdurchsuchung fiel verständlicherweise wenig freundlich aus. Sollte der Vogt es wagen, noch einmal eine Hausdurchsuchung durchzuführen, dann, so drohten sie ihm ganz unverhohlen, "sollten ihn seine Beine nicht gesund nach Hause tragen". Und im Hinblick auf den unterschlagenen Hafer meinten sie ebenso selbstbewusst wie geringschätzig, "es wäre noch nie ein Eyländer umb dergleichen gehangen worden".