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Georg Kampfer hat den Fall Husius unter die Lupe genommen.
Noch während eine Beschwerde des Vogts gegen seine Insulaner in Aurich bearbeitet wurde, traf dort im Mai 1717 eine Beschwerde der Insulaner gegen ihren Vogt ein, geschrieben im Namen "der gantze Gemeine".
Da für die Norderneyer alle Post aus Aurich mit den Worten begann "Wir von Gottes gnaden Georg Albrecht, Fürst zu Ostfriesland...", adressierten sie ihren Brief folgerichtig auch an "Wir von Gottes gnaden Georg Albrecht (...) unser gnadister Fürst". In ungelenker Schrift und mit zahlreichen orthografischen Variationen beschwerten sie sich, dass der Vogt ihnen Gelder vorenthielte, die ihnen für Bergungsarbeiten in den Jahren 1713 und 1715 zustünden, dass er Bergegelder ungerecht verteilt habe, dass er ungerechterweise einige Fischer von der vorgeschriebenen Fischereiabgabe befreit habe und dass er schließlich Bergegeld unter dem Vorwand einbehalten habe, das Geld sei für die Armenkasse in Berum bestimmt.
In einer schriftlichen Stellungnahme wies Vogt Husius alle Anschuldigungen zurück. Er habe zwar einen Teil des Bergegeldes zurückbehalten, aber nur, weil er auch noch unerfüllte Forderungen an die Gemeinde hätte. Dass er Geld an die Armenkasse bezahlt habe, das sei aufgrund fürstlicher Weisung geschehen, doch die Insulaner würden das nicht wahrhaben wollen und meinten außerdem, solche Abgaben habe ihnen nur der Vogt eingebrockt.
Forderung statt Schlichtung
Amtsleiter August Friedrich von Schacht startete nun einen weiteren Schlichtungsversuch, indem er den Vogt und drei Vertreter der Gemeinde nach Berum einlud. Trotz vorgelegter Rechnungen und Belege sowie deutlicher Belehrungen blieben die Insulaner "gantz dreiste" bei ihren Forderungen, wie der Amtsleiter seinem Fürsten am 7. August 1717 resignierend berichtete, "legten auch alle Schuld auf ihren Vogt, welchen sie durchaus nicht leyden mögen, so dass wir nicht weiter verfahren könneten und unterthänigst dafür halten, dass der kürtzeste Weg, umb von der Sache abzukommen und die Leute zu Reihe zu bringen, seyn werde, wen sie einmal nach Aurich vor Eurer Hochfürstlichen Durchlaucht Hofcantzeley citiret werden, weil sie sich am meisten dafür fürchten und hernach nicht wieder so dreiste, noch sich dem Vogte so leicht opponieren werden".
Zeit der Katastrophen
Alle diese Probleme verblassten jedoch vor einer Katastrophe, die wenige Monate später über Norderney und ganz Ostfriesland hereinbrach. In der Heiligen Nacht 1717 durchbrach eine plötzlich aufkommende Sturmflut auf breiter Front die Deiche. Das Wasser stand meterhoch in den Straßen von Norden und Emden und kurz vor den Toren Aurichs. Tausende von Menschen kamen in den Fluten um. Auf Juist ertranken 28 Menschen auf dem Heimweg von der Christmesse. Norderney dagegen kam relativ glimpflich davon, denn außer ersoffenem Vieh gab es dort keine Todesopfer. Die Sachschäden jedoch waren immens, ein Viertel aller Häuser nicht mehr bewohnbar.
Im folgenden Jahr brachen auf der Insel wieder die Pocken aus und in der Silvesternacht 1720 folgte bereits die nächste schwere Sturmflut.
"...ist daß waßer nur einen geraumen Fuß niedriger alß vor 3en Jahren an diesem Ohrte gewesen, 33 Häußer haben alhier Waßer innen gehabt, wovon aber 17 sehr beschädigt, sodas einige darunter alle auß und inwendige Mauern zerrissen (...) nur auf bloßen Ständern stehend verblieben sind", berichtet der Vogt nach Aurich und weiter: "So haben auch hiesige Dühnen dies Mahl gar ein Vieles verlohren, dass es wiederumb jämmerlich anzusehen ist, jedoch sind abermahl keine Menschen noch auch kein Vieh verunglücket".
Im Januar 1729 war es dann wieder so kalt, dass fast alle Norderneyer Schiffe in einem Eisfeld festfroren und mit ihm abtrieben. Zum Glück drückte das Eis die Schiffe an den Deich bei Neßmersiel, sodass alle unbeschädigt geborgen werden konnten.