Chronik der Insel | Betriebe und Einrichtungen | Insel und Küste | Insel und Stadt Historisch | Küstenschutz | Presse | Vereine
Alte Häuser (B. Eberhardt) | Baltrumer Kirche um 1650 | Beaufortskala | Bodenbeschaffenheit | Dünen, Watt, Salzwiesen | G. Kampfer Veröffentlichungen | Hoch- und Niedrigwasser | Inselmühle (I. Pugatchov) | Inselwache (B. Eberhardt) | Küste vor 10.000 Jahren | Norderney erzählt | Norderneyer Ökelnaam | Trinkwasserversorgung | Verlagerung der Inseln | Weihnachtsflut 1717
Insel und Küste | G. Kamper Veröffentlichungen | Die Akte Tromp | 1. Teil | 2. Teil | 3. Teil | 4. Teil | 5. Teil | 6. Teil | 7. Teil | 8. Teil | 9. Teil | 10. Teil | 11. Teil | 12. Teil | 13. TeilOstfriesischer Kurier (Serie erschien vom 08.02. - 03.05.2014)
Georg Kampfer: Akte Tromp - Ein Vogt zwischen Himmel und Hölle.
Schreckliches wusste der Norderneyer Pastor Poppen 1734 über den neuen Ortsvorsteher zu berichten: Der Mann säuft, stiehlt und lügt. Was war da falsch gelaufen?
Der aus Aurich stammende Onno Wilhelm Poppen hatte 1731 mutig die Nachfolge des Pastors Johann Strobach angetreten, den man Anfang Februar desselben Jahres unter mysteriösen Umständen tot in seinem Bett aufgefunden hatte - mit einem Strick um den Hals. Dieses Schicksal sollte Poppen zwar erspart bleiben, doch auch er würde sein Glück nicht auf der Insel finden.
Wenige Monate nach seinem Amtsantritt als Pastor hatte er erleben müssen, dass Fürst Christian Albrecht einen gewissen Johann Tromp zum Vogt und somit zum fürstlichen Statthalter auf Norderney ernannte. Tromp war ein etwa 30 Jahre alter, raubeiniger Seemann, der für sein neues Amt nur wenig Eignung mitgebracht haben dürfte. Er löste nun den Vogt Husius ab, einen Norderneyer Pastorensohn, der sich 20 Jahre lang redlich abgeplagt hatte, Recht und Ordnung auf der Insel aufrechtzuerhalten, und dabei häufig von den Insulanern bedroht und sogar verprügelt worden war.
Es dauerte nur wenige Monate, bis Vogt Tromp und Pastor Poppen aneinandergerieten. Im Februar 1734 bereits war das Verhalten Tromps für den Pastor so unerträglich geworden, dass dieser sich wutentbrannt, aber dennoch formvollendet an seinen Fürsten wandte: "Euer Hochfürstlichen Durchlaucht habe (ich) untertänigst und demütigst klagen sollen, dass der hiesige Vogt Johann Tromp nicht aufhöre, meinem Amte allenthalben zu widerstehen und zu trachten, dass er die mir gnädigst anvertraute Gemeinde, ja die ganze Insel im Grunde verderbe, dass er selbst im höchsten Grad liederlich, werden alle, die ihn nur kennen, bezeugen müssen."
Geschickt stellte Pastor Poppen die Sorge um das Wohl der Gemeinde an den Anfang seiner Beschwerde, um dann wortgewandt den Vogt selbst anzugreifen: "Er saufet sich alle Tage voll, er fluchet, dass einem die Haare müssen zu Berge stehen, er wendet allen Fleiß an, dass er ex tempore lügen könne, daher er schon längst eine Fähigkeit erlangt, Unwahrheiten zu sagen. Er trägt nicht Scheu, den Teufel öffentlich zu leugnen..." Und schließlich: "Er holet die Insulaner in der Nacht vom Bette, dass sie mit ihm saufen..."
Das war starker Tobak. Der Pastor sorgte sich also nicht nur um das Seelenheil des Vogtes und seiner Gemeinde, sondern fühlte sich durchaus auch von Tromps Verhalten provoziert und persönlich angegriffen.
Damit zeichnete sich ein Konflikt ab, der bald die ganze Insel erfassen sollte.