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Georg Kampfer: Akte Tromp - Ein Vogt zwischen Himmel und Hölle.
Poppens äußerst negatives Urteil über den Vogt Tromp scheint sich in kirchlichen Kreisen lange gehalten zu haben, denn noch 100 Jahre später, 1853, meinte der Norderneyer Prediger Reins, Johann Tromp sei ein Mann gewesen, "der noch jetzt als böser Vogt im Gedächtnisse des Volkes fortlebt."
Was die Herkunft des Vogtes betrifft, so vermutet Reins, dass Tromp vor seiner Norderneyer Zeit "als kühner Parteigänger dem Fürsten im Appel-Kriege (Rebellion gegen den Fürsten 1727 bis 1728; Anmerkung des Autors) so erhebliche Dienste leistete und unter anderem auch an dem Siege der fürstlichen Truppen bei Hage 1727 einen nicht unbedeutenden Anteil hatte." Als der Fürst nach seinem Sieg darangegangen sei, seine Anhänger zu belohnen, konnte der einfache Matrose Tromp "zu einem bedeutenden Posten wohl kaum erhoben werden, zu einem Vogt auf der Insel mochte man ihn indes doch gut genug halten."
Der Chronist St. A. Rykena bestätigte 1911 die Identität Tromps: "Unter den Anhängern des Fürsten war ein Matrose Tromp berüchtigt" und vermutete, "Tromp wird als Vogt das Gewerbe eines Freibeuters wohl fortgesetzt haben." Der gleichen Ansicht ist der Chronist H. H. Hirsch 1952. Ausgehend von den Darstellungen der genannten Chronisten ergibt sich für den angeblich so bösen Vogt der folgende abenteuerliche Lebensweg:
Johann Tromp wurde 1699 oder 1700 als Sohn des Andres Tonjes in Hage geboren. Seine Mutter war wahrscheinlich eine gewisse Jantje Trumps, die 1727 im Berumer Witwenhaus verstarb. Johann Tromp fuhr in seiner frühen Jugend zur See, wo er bald auf französische Freibeuter getroffen sein dürfte, die Anfang des 18. Jahrhunderts in großer Zahl vor den Inseln und im Watt auf Beute lauerten und mit Raubzügen, Entführungen und Erpressungen die Menschen an der Küste in Atem hielten. Nach Ansicht des Chronisten Hirsch dürfte Tromp sich damals "zu einem Abenteurer übelster Sorte entwickelt haben, der durch ein Tal des Schmutzes gewandert war..."
Als dann 1726 in Ostfriesland eine Rebellion gegen den Fürsten ausbrach und in kürzester Zeit fast alle Landesteile unter der Herrschaft der Aufständischen standen, blieb der Matrose Jan Tromp seinem Fürsten treu und scharte Gleichgesinnte um sich, die einen Guerillakrieg gegen die neuen Machthaber führten. Sie jagten und fingen die Aufständischen und lieferten sie in Ketten gebunden beim Fürsten ab.
Trotz aller Bemühungen gelang es nicht, Jan Tromp und sein Freikorps auszuschalten. In etlichen der von fürstlicher Herrschaft befreiten Gemeinden wurden deshalb Steckbriefe ausgehängt, so zum Beispiel in Wirdum: "Es wird dem Kirchspiel Wirdum oder denen Eingesessenen hiermit kundgetan, dass sie, wenn sie diejenigen so nunmehr dem Lande herumstreifen, als Johann Tromp und Bente Borchers oder deren Anhänger allda kommen möchten, dieselben bei dem Kopf zu fassen und wenn sie sich retrieren (flüchten), sie frei zu schießen und zu Tode zu machen haben..."