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Georg Kampfer: Akte Tromp - Ein Vogt zwischen Himmel und Hölle.
Aus Jan Tromps Oldersumer Zeit findet sich eine Kostprobe seiner später auch in Norderney recht eigenwilligen Amtsführung in einer Akte des Stadtarchivs Emden wieder.
Darin berichtet der abgesetzte Amtmann Wallendorph am 21. September 1729 von einem Streit um die Reparatur einer Tür zwischen Tromp und dem abgesetzten Vogt Egbert Hinrichs. Der "jetz und zu Olderssum verwaltende Voigt Jann Trump" sei "mit sein Hirch-fänger auff der Seite in des Voigten Egbert Hinrichs Hauß gekommen, den besagten Egbert alsobald mit ungestühm angefallen, sagend: ,ich frage dich nur, ob du die Pforte wieder wilt reparieren und machen laßen, wo nicht, soll dich der Teuffel holen‘, worauf Egbert geantwortet ,Trumpes gehet mich ja nicht an (..)‘. Er, Trump, hingegen, wieder auff Egbert fallend mit erschreckliches schlegen auff den Tisch ,hör Du, ik segge Dij, Du salt mij die Pforte macken laten, off Dij sall der Duiffel halen u nick will Dij Canaille, hale mij der Duiffel mit Lyff und Seehle ruhiglich, (…) den Halß brechen, ja Dij Schurk den Kop tein mal off schlan, off mij sall der Duiffel halen."
Demnach scheint das häufige Fluchen schon damals ein wesentlicher Charakterzug des Vogts gewesen zu sein und die Erfahrungen des Norderneyer Pastors Poppen zu bestätigen, der fünf Jahre später klagen sollte: "Er fluchet, daß einem die Haare müssen zu Berge stehen."
1750 schloss sich der Lebenskreis dieses außergewöhnlichen Mannes auf Norderney. Nach seinem Tode am 23. Februar 1750 "ist derselbe am 2. März des Abends von der Insel abgeführt worden, um in Hage begraben zu werden", das vermeldet das Kirchenbuch der evangelisch-lutherischen Gemeinde auf Norderney. Damit war Tromp an seinen Geburtsort zurückgekehrt.
Über das Schicksal seiner Familie liegen nur wenige Informationen vor. Seine Oldersumer Tochter Jantje ist am 18. Dezember 1795 - wohl unverheiratet - in Leer gestorben. Man weiß aber nicht, was aus der Schwester Toobke und ihrer Mutter Tiaddewe geworden ist, die schon bald nach der Geburt ihrer zweiten Tochter gestorben sein muss, denn bereits ein Jahr später war Jan Tromp mit der aus Hage stammenden Anna Gerhardina Pauli verheiratet.
Von Tromps Norderneyer Nachkommen ist nur bekannt, dass eine 1738 auf der Insel geborene Tochter Agatha 1761 in Hage den Sohn des Tischlermeisters aus Alvensleben heiratete. Tromps gleichfalls nach Hage zurückgekehrte Witwe Juliana Siemens ist noch einmal aktenkundig geworden, weil sie 1750/60 einen erbitterten Rechtsstreit mit ihrem Nachbarn, dem Schuhmacher Johan Portmann, geführt hat, weil dieser ihren Misthaufen zur Seite geschoben hatte, um sich so einen besseren Zugang zu seinem Garten zu verschaffen.
Sein abenteuerlicher Lebenslauf, sein impulsives Verhalten und seine rustikale Amtsführung verbunden mit dem Geschick, aus jeder Situation intuitiv Vorteile zu ziehen, machen Johann Tromp zu einer der interessantesten Gestalten der Norderneyer Lokalgeschichte. Das Urteil seiner Zeitgenossen und auch späterer Generationen über Johann Tromp ist allerdings äußerst widersprüchlich.
Je nach Interessenslage wird er einerseits als böse, frech und gewalttätig bezeichnet, während er von anderer Seite als redlich und sogar fromm dargestellt wird. Wenngleich er heute überwiegend als böser, unbeliebter Vogt angesehen wird, so haben doch etliche Norderneyer bei verschiedenen Gelegenheiten für ihn Ehrenerklärungen abgebeben, mit immerhin rund 30 Unterschriften. Diese Erklärungen dürften Leben und Werk des zwielichtigen Johann Tromp in einem etwas besseren Licht erscheinen lassen - oder aber "seine" Norderneyer in einem etwas schlechteren…
Quellen und wichtigste Literatur:
1. StA Aurich: Rep. 38, Nr. 208, Rep. 138 I, Nr. 1719 und 1736 und Rep. 4 B 2 g, Nr. 159, 161 und 171
2. Stadtarchiv Emden: Erste Registratur, Nr. 322
3. Wiarda,Tileman Dothias: Ostfriesische Geschichte, 31. Buch, Aurich 1791-1798
4. Aggen, Jörg Alfred: Die Familien der ev.-luth. Kirchengemeinde Norderney, Aurich, 2003
5. Reins, Carl Gerhard: Die Insel Nordernei, Hannover 1853
6. Rykena, St.A.: Geschichte von Norderney, Norden 1911
7. Drees, Heinrich: Prediger und Schulmeister auf Norderney, Ostfriesischer Kurier Nr. 9/1955
8. Hirsch, Hans Hermann: Die alten Norderneyer…, Norderneyer Badezeitung Nr. 69/1952
9. Benno E. Siebs: Die Norderneyer, Norden 1930