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Georg Kampfer: Akte Tromp - Ein Vogt zwischen Himmel und Hölle.
Wenige Wochen später beklagt sich auch der Norderneyer Fischer Johann Siefkes über die eher rustikale Amtsführung des Vogtes. Dieser sei am 14. März bei ihm erschienen, um sichergestellte Holzdielen abzuholen. Als Siefkes den Vogt dann fragte, "ob er dazu gerichtliche Order hätte oder nicht", habe dieser gesagt: "Ich habe nicht nötig, euch Schurken solche Anordnung zu zeigen, worauf dann derselbe auf meinen Boden gestiegen (…) und da ich nun denselben nachgegangen, um ihn solches eigenmächtige Unternehmen (…) zu inhibieren (verhindern; Anmerkung des Verfassers), hat der Vogt mich sofort angegriffen, mir den Fuß auf den Hals gesetzet und vier bis fünfmal ins Gesicht geschlagen, nicht weniger mich vor einen Gaudieb (Spitzbube; Anmerkung des Verfassers) gescholten und da nun meine vor ungefähr drei Wochen ins Kinderbett danieder gekommene Frau diesen Lärm auf dem Boden gehöret, und sich gleichfalls aus Angst und mit weinenden Augen, dahinbegeben(…), hat derVogt sich nicht gescheuet, meine Frau darauf anzufassen, vor eine Canalje, Hure auszuschelten, und mit einem Stock dergestalt in die Seite zu schlagen, dass dieselbe danieder gestürzet und dadurch in den Stand gesetzet worden, dass sie anjetzo das Bette noch halten muss…"
Pastor Poppen sah sich in seiner Kritik an dem Vogt bestätigt. Der Vogt habe sich nicht gescheut, den Johann Siefkes "ohne erhebliche Ursache ohnversehens nicht allein ins Gesicht zu schlagen, sondern auch auf eine mörderische Weise anzufallen und elendiglich zuzurichten…" Dieses habe Johann Siefkes dem Pastor "mit blutendem Kopf und weinenden Augen" berichtet.
Naturgemäß sah der Vogt diesen Vorfall ganz anders. Er schreibt am 15. März an das Amt in Berum: "Hoch edel geborene, hoch edel geehrte, insbesondere meine hochwertesten Herren Beamte! Ich muss berichten, dass, als ich gestern,am 14. dieses Monats, meinen Knecht zum Haus Jan Siefkes geschickt habe, um meine geliehenen Dielen wiederzuholen, und ihm gesagt habe, er möchte sehen, ob er da auch Strandgut" vorfände, weil Jan Siefkes jede Nacht den Strand absuche. Der Siefkes habe den Knecht jedoch abgewiesen. Als der Vogt dann selbst auf den Boden gestiegen sei, habe der Siefkes ihn von hinten mit einem Besenstiel nieder geschlagen und seiner Frau zugerufen: "Hilke, bring ein Messer, ich will dem Deubels Kind den Hals abschneiden. Sie kam gleich mit einem Stock, schlug mir in das Gesicht, in meine Seite, das ich noch fast kein Atem kann holen. Da rief ich die Nabers (Nachbarn; Anmerkung des Verfassers), weil aber ein jeder bange ist vor Schaden, so bekam ich keine Hilfe als zuletzt Jan Bents, welcher bei uns oben kam, und hielt Jan Siefkes so lang, bis ich wegkommen konnte…"
Im Juli 1735 traf die nächste Beschwerde des Pastors in Aurich ein. Am 5. Mai hatte man am Strand zahlreiche Fässer mit Tabak gefunden. "Die Insulaner sind öffentlich nach dem Strande gegangen, haben die Fässer mit Tabak entzwei geschlagen, alles so ihnen vorgekommen als ein Eigentum nach ihren Häusern geschleppt." Dieses Vorgehen habe der Vogt pflichtwidrig erlaubt.
Doch nicht das gesamte Strandgut hatten die Insulaner unterschlagen. Ein Teil des Tabaks war offiziell sichergestellt worden und wurde bald darauf im Auftrag des Fürsten öffentlich versteigert. Dabei scheint der Vogt nach Ansicht des Pastors sehr raffiniert vorgegangen zu sein: "Der Vogt versteht sich sehr wohl auf sein Handwerk, so er lange Jahre getrieben. In der Auktion hat er einige 100 Pfund Tabak gekauft, damit er hernach einige 1000 Pfund, die gestohlen sind, ohne Gefahr wieder verkaufen könnte. Er weiß Rat, sicher zu stehlen und hat gelernt, das Gestohlene sicher zu verkaufen."