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Insel erlebt militärischen Bauboom - Bade- und Kurbetrieb findet ein Ende - Schwere Geschütze in Stellung gebracht
Der Beginn des Ersten Weltkrieges veränderte die Insel insofern, als der Bade- und Kurbetrieb nun ein jähes Ende fand. Die Kaiserliche Marine erkannte die strategische Lage der Insel und baute sie 1914 bis 1916 festungsmäßig aus. Seeziel-Artillerie wurde mit schweren Schiffs-Geschützen in Stellung gebracht und am südwestlichen Strand eine kleine Seeflugstation mit einem Schuppen und einer Ablaufbahn gebaut. Ferner legte man bei der Erbauung aller militärischen Anlagen großen Wert darauf, dass umfangreiche und widerstandsfähige Verteidigungslinien zur Abwehr von Landungsversuchen entstanden.
Anhand der Inselkarte und der Luftaufnahme von Norderney aus der damaligen Zeit lässt sich erkennen, mit welchem Aufwand die Insel befestigt wurde. Hierzu bedurfte es Hunderte von Soldaten, die die Stellungen besetzten, und Hunderte von Arbeitern vom Festland, die die Befestigungsanlagen bauten. Norderney erlebte einen militärischen Bauboom, welchen die Norderneyer so nicht kannten. Die gesamte Infrastruktur musste erweitert werden.
Wasserversorgung
Heute ist es schwer vorstellbar, dass der damalige "Wasserturm", die Georgshöhe, von dem nur ein Wasserdruck von einem atü (zehn Meter Wassersäule) ausging, alle zusätzlichen Bewohner (Soldaten und Arbeiter) mit Trinkwasser versorgte. Heute, im Jahr 2014, haben wir einen Wasserdruck von vier atü (40 Meter Wassersäule), die von dem erst 1929 erbauten neuen Wasserturm ins Rohrnetz eingespeist wird. Allein die neu gebauten Kasernen der Seeflugstation wurden sofort an das Kanal- und Wasserleitungsrohrnetz angeschlossen. Für die Dünenstellungen wurden eigene kleine Handpumpenanlagen gebaut und die Abwässer flossen in eine ausgehobene Grube. So war es auch bei den neu erstellten Außenposten der Inselwache im Osten und am Nordstrand der Insel.
Kanonen in Stellung
Die Batterien "Hamburg" und "Bremen" hatten weitreichende Seegeschütze. Insgesamt wurden sieben schwere Schiffkanonen in Stellung gebracht, vier davon in der Batterie Hamburg und drei in der Batterie Bremen. Der Leitstand für die Batterie Bremen war der Außenposten Marienhöhe. Die Aufgabe der Geschützstellungen war, die Verteidigung der Küste schon vor der Schifffahrtlinie zu sichern, um eine Invasion der Engländer zu verhindern. Die Männer der Inselwache vom Außenposten Meierei machten hier ihre Wachdienste.
Das Marine-Heereskommando in Wilhelmshaven zeigte sich besorgt über eine eventuelle Invasion der Engländer an der deutschen Nordseeküste. Ihre großen vorgelagerten Inseln werden weiter zu Festungen ausgebaut. Auch auf Norderney werden große Anstrengungen gemacht, um für alle Fälle gerüstet zu sein. Im Bilderfundus gibt es auch eine Aufnahme einer erbeuteten russischen Feldhaubitze. Sie wurde auf der Dünenkette neben der Marine-Mauer (Soldatensteendiek) in Richtung Ost in Stellung gebracht. Die Aufstellung dieser Beutegeschütze war für die Verteidigung der Insel gedacht.
Stützpunkt bis 1933
Nach dem Kriegsende 1918 durfte Deutschland nach dem Versailler Vertrag diese Geschütze und mit einer Marine von 15.000 Mann (Berufssoldaten)beibehalten. In der Weimarer Republik von 1918 bis 1933 war Norderney Marine-Artillerie-Stützpunkt. In dieser Zeit wurde der Schirrhof mit der Marinebahn weiter betrieben und das Artillerie-Depot war für die Munition zuständig. Viele Norderneyer hatten hier ihre Arbeitsstelle. Nach der Machtübernahme 1933 durch die NSDAP wurden diese Stellungen weiter ausgebaut und die Seegeschütze wurden durch schwere Flakgeschütze ersetzt. Heute ist dort das Wohngebiet Am Fischerhafen und das Gewerbegebiet.
Die Inselbahn
Ein Bericht von Bernd Röben: Für den Bau der militärischen Anlagen auf der Insel mussten nach Kriegsausbruch 1914 große Mengen an Baumaterialien vom Norderneyer Hafen in die Dünen transportiert werden. Deshalb entschied sich die Kaiserliche Marine im Jahr 1915 für den Bau einer Inselbahn. Diese wurde in Normalspur (1435 Millimeter) errichtet, wohl um das vorhandene Bahnmaterial und die Fahrzeuge der Preußischen Staatsbahn nutzen zu können. Im Zweiten Weltkrieg 1939 bis 1945 wurde die Inselbahn zum Munitions- und Materialtransport benutzt.
Die Insel wurde genutzt, um eine möglichst stabile Verteidigungslinie zur Abwehr von Landungsbesuchen zu errichten.
Diese Luftaufnahme zeigt Norderney um 1914 anfang des
Krieges. Gut zu erkennen ist die Hafenstraße, die später wegen
der Flugplatzerweiterung weiter nach Norden verlegt wurde.
Das Gelände südlich von der Straße wurde aufgespült und mit
Sand aus den Dünen höhergelegt. Die Hafenstraße war früher
ein Deich. Ganz rechts sieht man den Malerturm von Poppe
Folkerts, der 1913 erbaut wurde.
Schweres Seegeschütz: Die Batterie "Hamburg" mit 24-Zentimeter-
Geschützrohr.
Ein russisches Beutegeschütz. Auch diese wurden zur Verteidigung der Insel in Stellung gebracht.
Auf der großen Schifffahrtslinie am Horizont patrouillierten deutsche Panzerkreuzer, um den großen Frachtschiffen sicheres
Geleit zu gewähren. Im Vordergrund sieht man eine angetriebene
Seemine, vermutlich ein Überbleibsel aus der Skagerrakschlacht
vor Jütland (Dänemark) vom 31. Mai bis 1. Juni 1916.