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Wärterhäuschen der Naturfreunde beschlagnahmt und renoviert - eine Station mit "freizeitwert" für die Soldaten
Das ehemalige "Vogelwärterhäuschen" in der damaligen Vogelkolonie im Ostteil der Insel wurde der östliche Stützpunkt der Inselwache. Ihre Aufgabe war es, den gesamten Ostteil der Insel zu bewachen und von hier aus Streifgänge bis zum Wichterrystrand (Ende der Insel) durchzuführen. Die Baracke wurde von der Militärverwaltung beschlagnahmt, obwohl die Ortsgruppe des Vereins zum Schutze der heimischen Tier- und Pflanzenwelt unter dem Vorsitz von Lehrer Wilhelm Müller einen 30-jährigen Pachtvertrag mit der königlichen Regierung abgeschlossen hatte.
Dr. Manfred Temme schreibt in seinem 1995 herausgebrachten Buch "Die Vögel der Insel" über die Anfänge des Vogelschutzgebietes, unter anderem:
"Bald darauf konnte am 19. Januar 1913 mit der Königlichen Regierung ein Pachtvertrag mit einer Laufzeit von 30 Jahren über 800 Hektar Hellergebiet abgeschlossen werden. Durch eine großzügige Spende der Ehrenvorsitzenden, Ihrer Exzellenz Gräfin von der Groeben, entstand nicht weit des jetzigen Parkplatzes "Ostheller", früher "Schlagbaum" genannt, ein Wärterhaus, das Fürst von Bülow als "die schönste Wohnung Norderneys" bezeichnete. Die Aufsicht im Schutzgebiet wurde zeitweilig von Militärpersonal, zum Beispiel Oberjäger Fr. Bock, Feldwebel H. Schwarz und Vizefeldwebel G. Zumsten, wahrgenommen."
Wachdienst und Freizeit
Die Baracke wurde von Handwerkern der Inselwache instandgesetzt und für eine Gruppe Landwehrmänner wohnbar gemacht. Das Material dazu wurde teilweise am Strand gefunden oder es waren Reste, die die Norderneyer Bauunternehmer noch am Lager hatten. Das Wärterhäuschen stand auf einer kleinen Düne mit Sicht auf das Wattenmeer. Hier ließ es sich gut Leben, denn in der Freizeit wurden Fische gefangen und Kaninchen geschossen, die anschließend bratfertig gemacht wurden. Während der Jagdzeit wurde meistens an einem Sonnabend ein Kamerad abkommandiert, welcher in der Früh mit dem Fahrrad in den Ort fuhr, wo er an den Haustürklinken der jeweiligen Kameraden-Wohnungen ein "Exemplar" hängte, damit die Familie am Sonntag einen leckeren Braten hatte (eine Überlieferung aus der Festschrift zur Silbernen Hochzeit von Wilhelm Berg, der bei der Inselwache diente).
Im Schlafraum war es sehr eng. Die Feldbetten stammen aus dem Kinderheim Seehospiz. Ihre Pantoffel haben sie sich wohl von zu Hause mitgebracht. Ein Hocker musste als Nachtschrank herhalten. Die gesamte Wäsche für alle Soldaten auf Norderney wurde in der Militär-Waschanstalt neben dem damaligen Schlachthof gewaschen. Die Männer auf dem Posten "Vogelkolonie" wurden in einem 14-tätigen Rhythmus ausgetauscht.
Die abgebildete Karte aus den 20er-Jahren macht deutlich, wo die damalige Vogelkolonie im Ostteil der Insel lag. Der kleine rote Punkt (Kleines Eiland) ist das Vogelwärterhäuschen, wo 1914 bis 1918 die Norderneyer Landsturmmänner in den Sommermonaten ihr Außen-Quartier hatten. Im Winter waren sie im Personalhaus (Leuchtturm) untergebracht. Interessant ist auch die Wegeführung. Damals ging alles vom Ostland aus über den Südstrand in den Ort.
Die Baracke, das ehemalige Vogelwärterhäuschen, im Inselosten wurde trotz 30-jährigen Pachtvertrags der Naturfreunde mit der königlichen Regierung von der Militärverwaltung beschlagnahmt, von Handwerkern der Inselwache instandgesetzt und für eine Gruppe Landwehrmänner wohnbar gemacht.
Zugführer Carl Rieger (Privat Gartenbaumeister auf Norderney) gibt Anweisung an seine Gruppe, Ausschau zur Seeseite zu halten. Die Aufnahme wurde hinter der Baracke gemacht. Rieger und Becker waren schon "Altgediente", deshalb hatten sie auch einen höheren Dienstgrad. Interessant ist auch, dass Rieger, Trampel und Becker zu der Zeit ebenfalls Führungskräfte der Norderneyer Feuerwehr sind.
Die Karte aus den 20er-jahren zeigt, wo die damalige Vogelkolonie im Ostteil der Insel lag. Der kleine rote Punkt (Kleines Eiland) ist das Vogelwärterhäuschen, wo in den jahren 1914 bis 1918 die Norderneyer Landsturmmänner in den Sommermonaten ihr Außen-Quartier hatten.
Das fertig renovierte "Wärterhäuschen". Es stand auf einer kleinen Düne mit Sicht auf das Wattenmeer.
Auf der Rückseite dieses Bildes steht von Wilhelm Becker geschrieben: Ablösung der Wache im September 1914 an der Vogelkolonie in Norderney. Das Foto stammt aus dem Archiv seines Enkels, Klaus Bodenstab.
Im Schlafraum der "Vogelkolonie" ist es sehr eng. Die Feldbetten stammen aus dem Kinderheim Seehospiz. Ein Hocker muss als Nachtschrank herhalten.