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Nicht nur Flugzeugen wurde das Wetter hier und da zum Verhängnis, auch die Menschen litten unter Kälte und Hunger
Am 10. November 1917 geriet der Lagerschuppen der Firma August Solaro an der Mittelstraße durch ein abgestürztes Marineflugzeug in Brand. Die beiden Piloten fanden dabei den Tod. Sie hatten wohl wegen aufkommenden Nebel beim Landeanflug die Orientierung verloren. Das Vorderhaus konnte durch die Marine-Feuerwehr des See-Flughafens gerettet werden.
Die Männer der Norderneyer Feuerwehr waren fast alle bei der "Inselwache" beschäftigt. Die Marine-Feuewehr übernahm für ihre in 1917 stark vergrößerten Anlagen und Gebäude die Wachbereitschaft. Somit war auch ein Marine-Trupp mit einer fahrbaren Handpumpe und ein Schlauchwagen schnell am Brandherd.
Riskante Fliegerei
Es ist schon ein Wagnis, im Winter auf dem Wattenmeer zu starten und zu landen. Die Motoren leiden bei dieser Witterung und das Wetter kann sehr schnell umschlagen. Auch Eisschollen sind bestimmt ein Hindernis gewesen. Die kleineren Maschinen wurden nur für Aufklärungsflüge und für die Überwachung der Schifffahrtslinie eingesetzt:
Geborgen wurden die Flugzeuge an der neuen Ablaufbahn am Strand mit selbst gebauten Handwagen, die man beim Rausholen des Flugzeuges aus dem Wasser einfach unter die Schwimmer schob. Dann wurden die Maschinen per Hand in die Flughalle gezogen und nach jeder Landung gewartet.
Strenger Winter
Der Winter 1917 kam relativ früh mit Eis und Schnee und machte den Norderneyern viel zu schaffen. Der anfallende Schnee wurde nur vom Bürgersteig (Kinderstraße) frei geschaufelt. Auf der Fahrbahn (Pferdestraße) blieb der Schnee so lange liegen, bis das Tauwetter die weiße Pracht schmelzen ließ. Die Pferdegespanne mit ihren Fuhrwerken hatten keine Probleme. Einen öffentlichen Winterdienst, wie er heute üblich ist, gab es nicht.
Kräfte schwinden
Auch Jann Berghaus geht in seiner Erzählung "Weltkrieg 1914-1918" auf den strengen Winter 1917 ein. Er schreibt dort unter anderem:
"Unsere Gemeindeverwaltung hielten wir bis 1917 ordnungsgemäß aufrecht, bis der böse Winter 1916/17, der sogenannte Steckrübenwinter, einen Strich durch die Rechnung machte. Der Beigeordnete Rass, ein großer starker, aber schon älterer Mann, hatte durch die Entbehrungen so schwer gelitten, dass seine Kräfte im Schwinden waren."
Hungersnot
Auch auf Norderney war die Hungersnot in den Jahren von 1916 bis 1918 sehr groß. Steckrüben und Kohl aller Sorten war das gängige Nahrungsmittel. Aus Steckrüben wurden viele Ersatznahrungsmittel hergestellt, zum Beispiel Marmelade. Um etwas Abwechslung auf den Tisch zu bekommen, wurden auch Reederei-Schiffe zum Fischfang eingesetzt. Für die Norderneyer, die einen Garten in Nordhelm' und seit 1916 das Gaswerksgelände urbar gemacht hatten und dort ihr Schwein mästeten, war die Ernährungslage etwas verträglicher. Hühner und ein Schaf zu halten, war bei den kleinen Hausbesitzern zu der Zeit selbstverständlich.
Wäscherei
Auch im Winter muss die Wäsche gewaschen werden. Nach Ausbruch des Krieges musste im November 1914 die ehemalige Groß-Dampfwäscherei "Reingold" wegen des Fernbleibens der Kurgäste schließen. Danach wurde sie als Marine-Waschanstalt wieder in Betrieb genommen. Hier wurde die gesamte Wäsche für die auf der Insel stationierten Soldaten, auch die der Inselwache, gewaschen. Hermann Eden, dessen Familie im Betriebsgebäude wohnte, war als langjähriger Betriebsleiter der Waschanstalt von der Marine übernommen worden. So auch sein Bruder Theodor Eden, der als Waschmaschineomeister tätig war, später allerdings zur Front nach Frankreich versetzt wurde. Dort traf ihn das gleiche Schicksal, das viele Soldaten ereilte: Er musste sein Leben im Stellungskrieg vor Verdun lassen und ist dort begraben worden. Hermann Eden hat sich nach dem Krieg in der Schulzenstraße selbstständig gemacht und eine eigene Großwäscherei gegründet.
Das Bild unten zeigt die Belegschaft der damaligen Wäscherei. Wahrscheinlich waren auch russische Kriegsgefangene in der Waschanstalt tätig. Ihr Lager befand sich in unmittelbarer Nähe.
Winterliche Flugmanöver auf dem Wattenmeer waren ein Wagnis. Das Bild zeigt die Eisschollen am Strand vor der neuen Ablaufbahn. Die Flugzeuge wurden mit selbst gebauten Handwagen geborgen und nach jeder Landunggewarte!
Im November 1917 geriet der Lagerschuppen der Firma August Solaro an der Mittelstraße durch ein abgestürztes Marineflugzeug in Brand. Das Vorderhaus (links im Bild) konnte durch die Marine-Feuerwehr des See-FIughafens gerettet werden. Die beiden Piloten kamen ums Leben.
Die Friedrichstraße im Winter 1917. Dieser kam relativ früh mit Eis und Schnee und machte den Norderneyern sehr zu schaffen. Während man Gehwege frei schaufelte, ließ man den Schnee auf den Straßen liegen, bis er selbst durch Tauwetter verschwand. Für Pferdekutschen stellte er nicht unbedingt eine Behinderung dar.
Die Belegschaft der damaligen Wäscherei, welche die Wäscheberge unter den damaligen Verhältnissen zu bewältigen hatte. Auch der "Militär-Bürokratie" musste Genüge getan werden.