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53° 42' 26" N 7° 8' 49 Flagge der Insel
Chronik einer Insel
Insel Norderney

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Teil 29

Norderney Kurier (Serie erschien vom 03.06.2016 - 24.02.2017)

Die Norderneyer Mühle bekommt als "Ostfriesische Teestube" eine neue Bestimmung

Um die Attraktivität der Insel und des Staatsbades Norderney zu erhöhen, reichte es nicht aus, lediglich eine ausreichende Anzahl Betten anzubieten - dies erkannte man schon Mitte der 1950er-Jahre, wie man heute sagen würde, in einer Art "think big". Es mussten Eckpunkte gesetzt werden, für eine gewisse Planung der Zukunft, bezogen sowohl auf die Art der Einrichtungen, welche Angebote ein modernes Seebad ausmachen würden und ebenso zur Frage, was außerdem für Gäste auf Norderney immer schon wichtig war und in Zukunft sein würde.

Der "Badekurier" des Jahres 1973 beschäftigt sich damit rückblickend: "Planungsvorstellungen gingen davon aus, dass die Unendlichkeit der See und die Ursprünglichkeit der Küsten- und Insellandschaft hier das Dasein des Kurgastes formt. Die Art seiner Kur, ob Erholung oder Lebensfreude, brauchen keine Gegensätze in der Frage Sommerfrische oder Heilbad zu sein, das heißt die Elemente eines erholsamen sommerlichen Inselaufenthaltes gehören genauso zum Charakter eines Ganzjahres-Seeheilbades wieumgekehrt". Im weiteren Text liest man von dem ersten, bereits abgeschlossenen "Generalplan 1957-1963", der "keinen visionären Architekturen" nachging, sondern "reale und realisierbare Lösungen für eine gesunde Fortentwicklung unter Beibehaltung natürlich gewachsener und bewährter Strukturen sowie unter Einbeziehung neu gewonnener Erkenntnisse für die Erfüllung der Wünsche seines Ferien- und Kurgastpublikums" beinhaltete. Es folgten noch ein zweiter Zehnjahresplan mit einem Übergang in einen dritten Generalplan, der "im zeitlichen Ablauf den landesplanerischen Programmen angepasst wurde". Um nur einige wenige dieser richtungsweisenden Projekte aufzuzählen: eine Verstärkung der Norderneyer Inselschutzwerke, Straßensanierungen, Schaffung von Fußgängerzonen, der Bau eines vollbiologischen Klärwerkes und nach 1961 erste Planungen zur Schaffung eines neuen Kurzentrums.

Gewissermaßen eingebettet in diesem langjährigen Prozess einer Modernisierung des Bades Norderney gab es auch für die alte Inselmühle "Selden Rüst" wieder Hoffnung, knapp zehn Jahre nach der Stilllegung des Mühlenbetriebes wurde eine neue Idee geboren, vielleicht sehr typisch für das innovative Denken in der damaligen Zeit. "Historisches Wahrzeichen mit neuer Bestimmung", so feierte auch die Norderneyer Badezeitung vom 5. April 1971 dieses Ereignis. Die Mühle - ein Handwerksbetrieb aus dem 19. Jahrhundert - wurde zu einem Café, zu einer Ostfriesischen Teestube namens "Zur Mühle". Hanna Schultz als erste Inhaberin der Teestube überließ mir freundlicherweise folgende Erinnerungen an die Realisierung einer für "Selden Rüst" folgenreichen Idee mit dem Titel: Ostfriesische Teestube "Zur Mühle" Norderney, Inhaberin Hanna Schultz:

"1967 war ich aus dem "Ländle" - 12 Jahre Stuttgart - wieder nach Norderney zurückgekehrt. Ich hatte eine gute Arbeitsstelle bei der Stadt Norderney im Bauamt angeboten bekommen. Und dieses Angebot konnte und wollte ich mir nicht entgehen lassen. Die Insel lockte wieder! Dort in der Verwaltung flatterte plötzlich eine Anfrage auf den Tisch. Pläne für den Umbau der Mühle in ein Büro mit Wohnung oder Ähnliches. Das fand gar nicht meine Zustimmung, obwohl ich in meiner Position nicht über solche Dinge entscheiden konnte, vielleicht meine Meinung äußern. Und die ging nun nicht mit diesen Plänen konform. Ich war vielmehr der Ansicht, dass in solch ein historisches Gebäude wie die Mühle etwas anderes gehörte. Gedacht habe ich an ein kleines Museum oder einen kleinen gastronomischen Betrieb. Zu dieser Zeit wurden in Ostfriesland solche Ideen sehr gefördert - nicht finanziell - und umgesetzt. Gutes Beispiel dafür waren die Zwillingsmühlen in Greetsiel oder die Stiftsmühle in Aurich. Diese Entwicklungen hatte ich schon seit einiger Zeit mit sehr viel Interesse verfolgt. - Jetzt kam der Stein ins Rollen. Mit Unterstützung von August Redell und Paul Schild, welche die Interessen des Heimatvereins vertraten, konnte die Eigentümerin der Mühle, Frau Fleetjer, überzeugt werden. Es entstand ein Pachtvertrag für die Nutzung der Räume, Renovierungsarbeiten zu meinen Lasten. Ein monatlicher Obolus an den Heimatverein war noch zu entrichten. Mit Schwung und Elan ging es jetzt an die Arbeit. Mit Unterstützung durch Kollegen, Familie und Freunden war eine Menge Arbeit zu bewältigen. Umbau, Renovierung, Einbau von Toiletten und einer kleinen Küche, Außenanlagen und so weiter. Alles sehr kostenintensiv. Dann kam der gastronomische Teil. Da ich aus einem ganz anderen beruflichen Umfeld kam, fehlte mir natürlich Erfahrung. Ich wusste nicht, wo anfangen und wo aufhören. Beratung war gefragt! Ich konnte mir nur vornehmen, alles für meine Gäste so zu gestalten, wie ich es als Gast selbst gerne vorgefunden hätte. Mit diesem Ziel war ich wohl auf dem richtigen Weg. Die Einweihung war Anfang März 1971 mit vielen Gästen,dem Rat und der Verwaltung der Stadt Norderney, dem Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga), Nachbarn, Familie, Freunden, Geschäftpartnern und vielen mehr. Es gab Geschenke, Blumen und eine Reihe guter Wünsche für den weiteren Geschäftsverlauf. Gute Verbindungen entstanden mit der Firma Bünting in Leer. Hierfür hatte sich Heribert Solaro starkgemacht. Er kannte den Inhaber der Firma Bünting, Onno Klopp, noch aus der Zeit der Kriegsgefangenschaft. Tee in der Ostfriesischen Teestube - das war bald der Renner! Serviert auf einem kleinen Tablett mit Spitzendeckchen, Teegeschirr "Friesisch blau" oder "Friesische Rose", dazu Sahne mit kleinen Schöpflöffelchen (die waren immer ganz schnell verschwunden!), Kluntjes, blank geputzte Messing-Teestövchen (handgearbeitet) und ein Kärtchen mit dem Abbild der Mühle und folgendem Text:

Tee up ostfreeske Maneer
Touerst de Kluntje unnern d'rin,
nu skenk de heete Tee man in.
Denn soll das Knistern di beglücken,
wenn de Kluntje fallt in Stücken.
Een Lepel Rohm noch - is dat klar,
kummt bold dat Wulkje wunnerbar.
Denn Sluk för Sluck de Tee probeer‘n
man ja nich mit de Löpel röhr‘n.
Is de Teestünn denn vörbi,
pust ut dat Lücht, dat ra ick di.
Smeckt di de Tee up ostfreeske Maneer,
denn kom gau mal weer!

Es folgte eine arbeitsintensive und erfolgreiche Zeit. Dann kam mein erstes Auto, Festlandsfahrten zum Einkaufen, Teilnahme an den Tagungen des Vereins für die Erhaltung von Wind- und Wassermühlen in Niedersachsen - und nicht zu vergessen: Ausbildung bei der Volkshochschule in Aurich zur Hobbymüllerin. Das war ein gut besuchter Kursus, der den Teilnehmern die technischen Details und den Umgang mit einer Windmühle nahebrachte. Ich konnte plötzlich auf die Fragen meiner Gäste, die sich auf die Technik der Mühle bezogen, antworten. Eine der Tagungen des Mühlenvereins fand auch auf Norderney statt, wobei es vornehmlich um den Erhalt der Mühle "Selden Rüst" ging. Kultusminister Dr. Werner Remmers, einer der Teilnehmer, machte sich stark dafür, und es wurde eine Teilfinanzierung durch das Land Niedersachsen zugesagt. Dann entstand ein reger Betrieb, der Laden "boomte"! Negativvorhersagen vieler Insulaner bestätigten sich nicht. Familienfeiern, Vereinstreffen, Klassentreffen und so weiter fanden einen schönen Rahmen. Ein Höhepunkt war der Besuch der Trachtengruppe von der Insel Ameland/Niederlande. Ihre dekorativen Kleider und der Kopfschmuck der Frauen mit weißen Häubchen und viel Golddekoration daran ist sehr sehenswert. - Dann waren plötzlich zehn Jahre vorbei. Über eine Verlängerung des Pachtvertrages konnte leider keine Einigung erzielt werden und so habe ich die "Segel gestrichen". Es fiel mir nicht leicht. Es gab noch einen Abschiedsempfang für alle Beteiligten, Freunde, Nachbar, Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Und dann war Schluss. Hanna Schultz, Juni 2016".

Ostfriesische Teestube

Hanna Schultz führte die "Ostfriesische Teestube" zehn Jahre lang. Sie war ein beliebter Treffpunkt und wurde von Insulanern und Gästen gern gebucht.

Trachtengruppe des Heimatvereins NES auf Ameland/NL

Besuch der Trachtengruppe des Heimatvereins NES auf Ameland/NL und der Trachtengruppe des Heimatvereins Norderney vor der Norderneyer Windmühle.

Bericht aus der Norderneyer Badezeitung vom 5. April 1971.

Bericht aus der Norderneyer Badezeitung vom 5. April 1971.


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