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53° 42' 26" N 7° 8' 49 Flagge der Insel
Chronik einer Insel
Insel Norderney

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Teil 31

Norderney Kurier (Serie erschien vom 03.06.2016 - 24.02.2017)

Der Inselmühle müssen aus Sicherheitsgründen zwei Flügel abgenommen werden

Am 16. Januar 1974 schrieb die Norderneyer Badezeitung in einer Fortsetzung der kommunalen Berichterstattung über verschiedene Diskussionspunkte der Inselpolitik und mögliche Lösung von Gemeinschaftsaufgaben:

Unter vielen anderen Themen wurde auch über den "Norderneyer Denkmalschutz" informiert: "Um die Inselmühle als Wahrzeichen der Insel und somit für die Allgemeinheit zu erhalten, wurde dieses Gebiet im Flächennutzungsplan als Fläche für den Gemeinbedarf ausgewiesen. Dadurch soll sichergestellt werden, dass das Baudenkmal Inselmühle nicht durch bauliche Anlagen in der Umgebung in seiner Eigenart beeinträchtigt wird."

Wenn kulturelles Erbe besonders bewertet und möglichst geschützt wird, ist dieses nur zu begrüßen. In der Praxis ist es aber selten ganz so einfach, wie es sich als gesetzliche Vorgabe schreibt. Ein Denkmalschutz funktioniert in der Regel - trotz aller durch die Denkmalschutzgesetze vorgegebenen Zwangsmöglichkeiten - überhaupt nur, wenn staatliche Stellen und Denkmaleigentümer zusammenarbeiten. Deshalb ist es für den Denkmalschutz wichtig, die Öffentlichkeit und insbesondere die Eigentümer der Denkmäler für die Bedeutung der Erhaltung des kulturellen Erbes zu sensibilisieren, und Interesse für die Belange der Denkmalpflege zu wecken.

Eine Immobilie zu besitzen, die unter Denkmalsschutz steht, kann eine erhebliche finanzielle Belastung darstellen und Eigentümer in ihrem Eigentumsrecht beschränken. Genau dieser Aspekt stellte für meine Großmutter, Sophie Fleetjer, nach dem Tod ihres Mannes Okko Fleetjer im Jahre 1967 als alleiniger Entscheidungsträgerin ein großes Problem dar. Um einer Zusammenarbeit zwischen der Stadt Norderney und der Eigentümerin der Norderneyer Mühle in diesem Sinne eine Grundlage zu geben, die für beide Seiten von Nutzen wäre, fanden zu diesem Zwecke im privaten Rahmen über einen längeren Zeitraum hinweg Gespräche statt. Die etwas zögerliche Haltung, diesen Vertrag zum gegenseitigen Nutzen zu akzeptieren, erscheint aus heutiger Sicht der Dinge nahezu unverständlich. Jedoch muss man bedenken, dass meine Großeltern die Mühle viele Jahrzehnte lang komplett in "Eigenregie" hatten. Meine Großmutter hatte erhebliche Bedenken, in Bezug auf die Mühle, nicht mehr selbstbestimmt handeln zu können. Letztendlich jedoch - nach vielen Gesprächen und mehreren Entwürfen - kam es zu einer Einigung. Es wurde ein Vertrag mit der Stadt Norderney unterschrieben, die sich mit diesem Abkommen bereit erklärte, für den Teil der Mühle oberhalb des Erdgeschosses und für den Mühlenvorplatz aufzukommen. Dies im Rahmen ihrer Möglichkeiten. Die Eigentumsrechte blieben dabei unangetastet.

Es ist schon durchaus bemerkenswert, wie sehr sich diese Diskussion um das Geschick der Inselmühle in der Berichterstattung der 1970er-Jahre niedergeschlagen hat. Ebenfalls 1974, am 23. September, berichtete die Norderneyer Badezeitung von einer öffentlichen Sitzung des Norderneyer Stadtparlaments: "Besondere Sorge bereitet der Stadt nach den Worten von Stadtdirektor Schreiber der augenblickliche Zustand der Norderneyer Windmühle, die in ihrer Art als einziges Bauwerk auf einer Ostfriesischen Insel zu finden ist. Der Verwaltungsausschuss habe sich daher eindeutig für die Erhaltung der Mühle ausgesprochen."

Weiterhin schreibt die Norderneyer Badezeitung vom 1. Dezember 1975 unter der Überschrift: "Mühlen dürfen nicht sterben" über eine Tagung der Vereinigung zur Erhaltung von Wind und Wassermühlen in Niedersachsen e.V., hier wird beklagt, dass es "weiterhin der Initiative jedes einzelnen Besitzers überlassen sei, seine Mühle und damit ein Stück Ostfriesland und Geschichte zu erhalten. Gerade jetzt, so weiter der Geschäftsführer, in letzter Zeit komme es hin und wieder vor, dass von finanzkräftigen Interessenten versucht werde, Mühlen in Ostfriesland aufzukaufen und "außer Landes" zu bringen. Am Ende des Artikels wird noch darauf hingewiesen, dass es möglich wurde, "seit 1974 im Rahmen der gesetzlichen Vorschriften ...Geldbeträge für die Mühlenerhaltung zur Verfügung zu stellen".

Am 27. September 1978 konnte dann endlich in der Norderneyer Badezeitung verkündet werden: "Instandsetzung der Mühle wird Wirklichkeit" und am 28. November 1978 hieß es: "Inselmühle wurde instand gesetzt".

"Die Mühlenbaufirma Böök setzte in diesem Monat die Inselmühle wieder instand. Die umfangreichen, schon seit mehreren Jahren anstehenden Reparaturarbeiten waren erforderlich geworden, weil ein Flügelpaar wegen Vermorschung des Holzes aus Sicherheitsgründen abgenommen und die Mühlenkappe festgesetzt werden musste. Hier hatte sich die eiserne Drehkranzschiene in ihrer Halterung gelöst, sodass auch die Windrose heruntergenommen werden musste. Mit den jetzt durchgeführten Reparaturarbeiten wurde ein entscheidender Schritt zur Erhaltung dieses historischen Inselbauwerks unternommen."

Am Ende der 1970er-Jahre präsentierte sich die Insel Norderney stolz mit vielen Neuerungen, Neubauten und einer sich immer weiter verbessernden Infrastruktur. So schreibt der damalige Kurdirektor Sibbersen als Neujahrsgruß in der Weihnachtsausgabe des Badekuriers 1977 über wesentliche Ereignisse des vergangenen Jahres - unter anderem über Bau und Inbetriebnahme des Projektes "Haus der Insel" als Veranstaltungszentrum und die Generalsanierung des Kurtheaters. Und 1980 wird im "Weihnachtskurier" besonders hervorgehoben: "Jüngstes Inselschutzvorhaben ist der Bau des Westdeiches, der die Südwestflanke Norderneys nach den verheerenden Folgen der Sturmfluten von 1962 und 1976 vor künftigen Hochwasserüberschwemmungen schützen soll. Der erste Bauabschnitt dieses Millionen-Projektes konnte rechtzeitig bis zum Frühsommer dieses Jahres im Hafenbereich fertiggestellt werden. Zur Zeit sind die administrativen Vorbereitungen zur Durchführung der zweiten Bauphase des insgesamt 1,3 Kilometer langen Deiches im Gange."

Die Einwohnerzahl hatte sich bereits deutlich verringert: von 8.890 gezählten Insulanern im Jahr 1973 sind es im Jahr 1980 lediglich noch 8.299 Personen. Laut Wikipedia hatte die Insel 2012 nur noch 5.803 Bewohner, leider setzt sich diese Tendenz immer noch weiter fort.

Auf die Inselmühle und ihre Familie kommen weitere Veränderungen zu: Ein Pächterwechsel - nach annähernd zehn Jahren als "Ostfriesische Teestube" übernimmt die Familie Vollmer im Dezember 1980 die Windmühle. Aus dem Café wird das Restaurant-Café "Zur Mühle" und im Januar 1982, nach dem Tod von Sophie Fleetjer im gesegneten Alter von fast 90 Jahren, ein Wechsel der Eigentümer Generation. Sie war über 60 Jahre ihres Lebens eine mit Leib und Seele begeisterte Insulanerin und Müllersfrau, Mutter und Großmutter. Hinterlassen hat sie ein wohlgeordnetes Erbe mit Blick auf eine ebenso gut organisierte Zukunft, bis hinein ins dritte Jahrtausend.

Historisches Schaufenster

Ein "Historisches Schaufenster", ein Projekt der Stadt Norderney, zeigt vor der heutigen Mühle eine historische Ansicht.

Badezeitung vom 1. Dezember 1975

Die Vereinigung zur Erhaltung der Windmühlen kommt in der Badezeitung vom 1. Dezember 1975 zu Wort.

Badezeitung vom 28. November 1978

In der Badezeitung vom 28. November 1978 wurde die frohe Botschaft verkündet, dass die Mühle wieder heil ist.


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