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Gewitzt beim Erfinden von Ausrede
Zu Beginn des Ersten Weltkrieges wurde auf Norderney die "Inselwache" etabliert. Es waren alles Norderneyer Männer, die für den Fronteinsatz schon zu alt waren und die hier einem militärischen Wachdienst nachgingen. Einquartiert wurden sie im Seehospiz. In der Freizeit durften sie das Kasernengelände nicht verlassen. Ihre Vorgesetzten waren durchweg Altgediente und kamen vom Festland. Diese kannten die Norderneyer Mentalität nicht, und so dachten sich die Norderneyer Männer immer wieder etwas Neues aus, um auf Besuch bei ihrer Familie ein paar Stunden verbringen zu können. Johann (Joffre) Visser war besonders gewitzt, wie eine wahre Geschichte erzählt. Als sie abends auf Streife am Nordstrand waren, sagte er zu seinem Kameraden Günther Adam: "Wir gehen jetzt nach Haus." Gesagt, getan. Ihre Fußstapfen waren gut zu erkennen, denn es war gerade Ebbe. So liefen sie jetzt in dem Abdruck der vorher gelaufenen Fußstapfen rückwärts zurück zu den Dünen und von dort ging es nach Hause. Nachdem sie nach Schichtwechsel vier Stunden später am Standort nicht zurück waren, wurde eine große Suchaktion nach ihnen gestartet. Erst am Morgen meldeten sie sich zurück und ihre Ausrede war: "Es kam Nebel auf, und da haben wir uns verlaufen." Es ist schon schwer für einen Mann, wenn er im Wohnort eingezogen wird und nicht einmal nach Hause darf. Wie das beim Militär so üblich ist, findet sich aber immer eine Idee,seinen Wunsch zu erfüllen. Reemt Poppinga war von Beruf Schankwirt und seine Gastwirtschaft war die "Napoleonschanze" an der Marienstraße. Während des Ersten Weltkrieges 1914 bis 1918 führte seine Frau den Betrieb weiter. An den Wochenenden war dort immer Hochbetrieb und jede Hand wurde gebraucht.Poppinga hatte den Einfall, sich an manchen Wochenenden krankschreiben zu lassen. Da nur ein kleines Lazarett in der Kaserne Seehospiz vorhanden war, konnten sich die Kranken zu Hause ausheilen. Poppinga arbeitete dann in der Küche, denn im Lokal durfte er sich nicht sehen lassen, weil auch Soldaten aus dem Seehospiz hier ihrem Tanzvergnügen nachgingen. Seine häufige Krankmeldung fiel der Ordonanz von Hauptmann Schütze aber auf und Poppinga bekam eine Ermahnung. Aber irgendwie haben die Norderneyer es immer verstanden, sich bei der eigenen Familie zu melden und nach dem Rechten zu sehen.
Friedrich Visser (Fidi Köy) gehört zu den Norderneyer Originalen. Dass der Norderneyer Heimatmaler Poppe Folkerts ein Porträt in Öl und eine Radierung von ihm anfertigte, zeigt den großen Respekt, der ihm gezollt wurde. In fast allen Büchern über die Geschichte Norderneys ist eine Abbildung mit Fidi Köy zu sehen. Die Zeichnung von Poppe Folkerts zeigt ihn beim Buttpricken.
Ehme Visser (Lang Ehm) brachte etwas Inseltypisches in seiner Erscheinung zum Ausdruck. Trotz seines etwas groben Aussehens war er sehr liebevoll zu den Mitmenschen auf der Insel.
Johann (Joffre) Visser (Zweiter von links) 1914 mit seinen Kameraden der Inselwache auf Norderney. Den Beinamen bekam er von ihnen.
Das Foto zeigt Hinrich (Zornigel) Salverius mit seinem Steuermann Rass auf dem Segelschiff "Möwe 11", festgemacht an der "Bootji-Brürg" am Weststrand.
Das Ehepaar Louis (Traberlouis) und Anna Visser. Louis Visser war der Bruder von Johann ( Joffre) Visser. Das Ehepaar wohnte zu der Zeit (als das Foto entstand) im Damenpfad 8.
Ulan Janssen (14)
Gerhard Janssen, Gartenstraße 24, diente im Ersten Weltkrieg bei den Ulanen.
Zornigel (15)
Hinrich Salverius, Seilerstraße 3, war Fischer und konnte sehr zornig sein. Sein Enkel war Heinz-Ludwig (Bürgermeister von 1974 bis 1984) und dessen Sohn war Ludwig Salverius (Bürgermeister von 2006 bis 2011).
Bernd Rosemeyer (16)
Bernd Jenssen, Luisenstraße 25, war Kraftfahrer und hatte eine Ähnlichkeit mit dem Rennfahrer Bernd Rosemeyer.
Ehm Badmeister oder Lang Ehm (17)
Ehme Visser, Benekestraße 50, war Arbeiter und im Sommer Bademeister am Nordbad. Visser war ein sehr großer Mann mit groben Gesichtszügen und großen kräftigen Händen. Nach dem Zweiten Weltkrieg ließ er sich 1945 für ein Paket Tabak von dem Maler Richard Zenke porträtieren. Von diesem Bild wurden Ansichtskarten hergestellt und verkauft.
Traberlouis (18)
Louis Visser, Wiedaschstraße 14, war Maurer und hatte beim Laufen immer einen schnellen Gang.
Fidi Köy (19)
Friedrich Visser, Schulzenstraße 2, war Fischer und benutzte beim Fischfang einen Muschel-Köder. Diesen holte er sich bei Ebbe von der Buhne. Mit einem Bindfaden öffnete er die Muschel und zog Muschelfleisch auf den Angelhaken. Als junger Matrose kämpfte er 1900/01 beim Boxeraufstand in China unter der schwarz-weiß-roten Fahne mit acht anderen Nationen. Er fuhr auf einem Torpedoboot. Die Beteiligung am Aufstand machte ihn auf der Insel sehr bekannt.
Tochter Johanna (20)
Johanna Visser, Schulzenstraße 2, war alleinstehend und wohnte mit "Fidi Köy" zusammen.
Joffre (21)
Johann Visser, Maibachstraße 5, war im Ersten Weltkrieg bei der Inselwache. Er hatte im Aussehen und von der Statur her große Ähnlichkeit mit dem französischen General Joseph Joffre. Von Beruf war er Maurer und bei seinen Kollegen sehr beliebt.
Landrat (22)
Wilhelm Schulz, Herrenpfad 2, war von Beruf Maurer. Er hatte großes politisches Wissen und konnte sich gut äußern. Kollegen gaben ihm diesen Ökelnamen in der Weimarer Republik.
Fock Sahra (23)
Focke Visser, Luisenstraße 12, war Arbeiter. Seine erste Frau hieß Sahra. Weitere Daten unbekannt.