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53° 42' 26" N 7° 8' 49 Flagge der Insel
Chronik einer Insel
Insel Norderney

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Teil 39

Norderney Kurier (Serie erschien vom 27.10.2017 - 09.11.2018)

"Wer nicht will deichen, der muss weichen"

Eigentlich sollten die heutigen Inselbewohner unserer Obrigkeit, egal welche Partei im Landtag Niedersachsens die Verantwortung trägt, jeden Tag dankbar sein, dass man den Küstenschutz nie aus den Augen verloren hat. Wenn auch diese Maßnahme eine Art von Selbsterhaltungstrieb gegen den "Blanken Hans" zum Schutz des Festlandes ist, müssen dafür Gelder zur Verfügung gestellt werden.

Norderney war zu allen Zeiten nach schweren Stürmen mit Hochfluten immer ein Gewinner, was die Infrastruktur für Sicherheit betraf. Fürst Christian Eberhard von Ostfriesland (1655-1708) erließ ein Gebot zu den ersten Dünenbefestigungen mit Helm- und Buschwerk. Dazu wurden holländische Facharbeiter, die sogenannten "Dünenmeier", beauftragt – aber auch die Einwohner wurden gezwungen, für ein kleines Tagesgeld diese Arbeit zu verrichten. Es waren die ersten Anfänge des Küstenschutzes und zugleich war es eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme, die bis heute ihre Gültigkeit hat.

Fürst Georg Albrecht (Cirksena) regierte von 1708 bis 1734. Er kontrollierte persönlich die Arbeiten auf der Insel und erklärte den Bewohnern, dass diese Maßnahme zum Erhalt des Eilandes erforderlich sei. Später wurden bei einer großen Arbeitslosigkeit der Einwohner, Notstandsarbeiten von der Regierung eingeleitet, wobei Baupläne für die Sicherheit der Insel gegen Sturmfluten in die Tat umgesetzt wurden.

Der Mariendeich (Marienstraße) wurde um 1840 angelegt. Der "Genever-Deich" entstand um 1874 im Zuge der Trockenlegung des Hafenpolders. Der "Hungerdeich" (Grohde-Deich) wurde 1926 gleich nach der Inflationszeit erbaut. Der "Polderdeich" (heutige Deichstraße) wurde 1938 wegen der Kohleanlieferung zum Gaswerk errichtet. Und der "U-Deich" am Südstrand entstand als militärische Maßnahme, die um 1940/41 für die Erweiterung des Flugplatzes dienen sollte. Nach der großen Sturmflut vom Februar 1949, in der das ganze Deckwerk von Cornelius bis zum Soldatendeich zerstört wurde, hat die Landesregierung eine ihrer größten Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen auf der Insel eingeleitet: Gleich nach der Währungsreform 1948 begann die Erneuerung des zerstörten Deckwerkes.

Zum ersten Mal wurde dabei ein vom Staatshochbauamt Norden, Wasserbauamt Norden und der Forschungsstelle Norderney neu entwickeltes Deckwerk verwendet. Das neue "Schrägprofil", an dem sich die Wellen "totlaufen", hat sich bis heute bestens bewährt. In all den Jahren sind bis heute auf dem neu gebauten Deckwerk bisher keine großen Schäden zu beklagen. Das Team um den Dipl.-Ing. und Dienststellenleiter Gustav Peper leistete gute Arbeit, und es waren einige Norderneyer Tiefbaufirmen daran beteiligt.

Für einen Norderneyer Arbeitslosen gleich nach der Währungsreform war es selbstverständlich, "in Basalt zu gehen", wie die Arbeiten genannt wurden. Zu der Zeit musste man noch zweimal am Tag, vormittags und nachmittags, stempeln gehen und sich im Arbeitsamt an der Mühle (Neue Wache) vorstellen. Wer damals als gesunder junger Mann eine zugewiesene Arbeit ablehnte, galt innerhalb der Bevölkerung als "arbeitsscheu". Nach den großen Sturmfluten 1962 und 1973 wurden die Strandpromenade erneuert und die "Kaiserwiese" höher gelegt. Heute werden bei Sicherungsmaßnahmen fast nur Maschinen eingesetzt, die von wenigen Facharbeitern bedient werden.

Soldatensteindamm

Diese Karte zeigt den jetzigen Zustand des Soldatensteindammes am Nordstrand. Die rote Markierung zeigt den alten Damm. Grau-blau markiert ist der neue Küstenschutzstreifen, der mit Basaltsäulenpflaster im Schräg-Profil von 1948 bis etwa 1952 in Notstandsarbeiten erstellt wurde (Zeichnungen Bernd Röben).

Abnahme der großen Baustelle "Soldatensteindamm"

Paul Neermann (243, Nummer 6) mit seinem typischen Regenmantel und den Fahrrad-Hosenklammern an den Beinen. So kannte man ihn.Die Aufnahme von 1953 zeigt die Planer und Behörden-Aufseher bei der Abnahme der großen Baustelle "Soldatensteindamm". Regierungsvertreter und der gesamte damalige Stadtrat waren anwesend (von links): Paul Ließ, Adolf Ulrichs, Edzard Pleines, Gustav Peper, Ernst Carstens, Neermann, Frau Ellinghaus, Joh. Wübbena, Erich Kratzel und Georg Visser (Allah Visser) sowie ? (Nummer 10).

Ernst Holtkamp

Ernst Holtkamp war der Bruder von Jann Holtkamp (255). Die Familie muss sehr musikalisch gewesen sein, denn Ernst war Mitgründer des Musikvereins. Er spielte im Verein den Kaiserbass (Große Tuba). Mit seiner ruhigen Art war er bei seinen Kameraden beliebt.

"Haus Meeresstrand"

Das Motiv der Postkarte aus dem Archiv von Jochen Pahl müsste um 1933 aufgenommen sein. Das Haus wurde als "Haus Meeresstrand" geführt. Leiterin war Frieda Feuerhake (247). Nach Saisonende kamen vor die Fenster an der Kaiserstraßen-Seite Holzschotten, die den salzhaltigen Seewind abhalten sollten. Im Frühjahr wurde das Haus gründlich geschummelt (gesäubert) und die Schotten wurden im Keller eingelagert. Ein gut geführtes Haus. Heute sind dort Eigentumswohnungen untergebracht.

Harm-Christian Pleines

Harm-Christian Pleines (245) auf einem Foto von H. C. Pleines von 1938. Er nahm mit der Belegschaft der Firma Pleines und Co. am großen Mai-Umzug teil.

Rettungsschwimmer bei der Kurverwaltung

Hermann Schipper (244, links unten sitzend, Nummer 12) war Mitglied im Norderneyer Schwimmverein unter dem Vorsitz von Gerhard Bents. Schippers bester Freund war der spätere Malermeister Egon Reverts (Nummer 7). In den Saisonmonaten der Jahre 1932 bis 1938 waren sie als Rettungsschwimmer bei der Kurverwaltung angestellt. Schwimm-Ausbilder war Hermann Pleines. Bents war Strandkapitän. Auf dem Bild: Hans Heyen (1), Jonny de Boer (2), Hans-Erhard Hoffmann (3), Hermann Pleines (4), Jonny Knigge (5), Abbo Uphoff (6), Hans-Egon Reverts (7), Heinrich Peters (8), Gerhardt Bents (9), Ihno Lührs (10), Onno Rass (11), Hermann Schipper (12), Hermann "Kerli" Rass (13), Frau Kunsch, geb. Alberding (14).

Frettchen (243)
Paul Neermann, Damenpfad 28, war Techniker und Leiter der Norderneyer Dienststelle des Wasserbauamtes Norden. Einer seiner Aufgaben war es, den Küstenschutz und besonders die Deiche zu beobachten und bei Gefahr bauliche Maßnahmen zu ergreifen. Besonders die Kaninchenlöcher in den Deichen machten ihm große Sorge. Deshalb bekam er von seinen Mitarbeitern der Baukolonne den Beinamen "Frettchen".

Kalorienmaler (244)
Hermann Schipper, Benekestraße 52, war selbstständiger Malermeister. In den Hungerjahren 1945 bis 1947 nahm er nach der Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft als Bezahlung für seine gelieferten Leistungen Lebensmittel. Der Tauschhandel auf der Insel war zu der Zeit üblich, um das Überleben einigermaßen zu sichern.

Oll Harmohm (245)
Harm-Christian Pleines, Wedelstraße 5, war Maurer- und Zimmermeister und gründete 1890 die Baufirma "Pleines & Co.". Pleines war bis ins hohe Alter der Firma verbunden. 1938 marschierte er noch im großen Maiumzug hinter dem Festwagen seiner Firma mit seinen Söhnen Heinrich und Hermann mit. Die Beschäftigten der Firma Pleines gaben ihrem ehemaligen Chef den Beinamen "Oll Harmohm" (Onkel Harm). Oll für alt, Harm ist der Vorname und Ohm steht für Onkel.

Farmer (246)
Ernst Holtkamp, Ellernstraße 9 a, war Maurer. Im Ersten Weltkrieg war er in Australien in Gefangenschaft oder interniert und arbeitete auf einer Farm. Nachdem er wieder zurückgekehrt war, erzählte er viel von den damaligen Zeiten und was er erlebt hatte. Seine Kollegen vom Bau gaben ihm deshalb den Beinamen "Farmer".

Füürprökel (247)
Frieda Feuerhake, geb. Visser, Kaiserstraße 11, war mit dem Steueroberinspektor Fritz Feuerhake verheiratet. Er war bei der Gemeinde Norderney beschäftigt und beide waren Pensionshausbesitzer. Die große Pension an der Heinrichstraße/Ecke Kaiserstraße wurde von Frieda Feuerhake geleitet. Sie war eine sehr resolute Person, und das war auch in dem großen Haus nötig. Sie trug die Verantwortung für das Saisonpersonal und die Arbeit, die getan werden musste, da sie ihre Gäste in Vollpension versorgte. Die Norderneyer Handwerker wussten mit ihrer Eigenart umzugehen und deshalb bekam sie ihren Hausnamen auf Plattdeutsch "Füürprökel" als Beinamen. Sie nannten sie auch: F. F. F. (Feurige Frieda Feuerhake).


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