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Von Gerähr bis Hautana
Aus persönlichen Gründen des Autors sind für die beiden Teile 36 und 37 diesmal keine Norderneyer Anekdoten geschrieben worden. Mit Teil 38 geht es nach gewohnter Manier weiter.
Jab Gerähr (229)
Jacob Folkerts, Ellernstraße 9a, war Kutscher bei der Spedition Fischer. Um 1938 machte er sich als Fuhrunternehmer in der Südstraße 3 selbstständig. Als er wahrnahm, dass die Selbstständigkeit nicht so einfach war, fing das Gerede über Wohl und Übel mit seinen ehemaligen Arbeitskollegen an. Somit gaben sie ihm den plattdeutschen Beinamen "Jab Gerähr" ( Jammern).
Bent Maurer (230)
Bent Rass, Kirchstraße 6, hatte das Maurerhandwerk gelernt. Er war von kleiner Statur, und es war etwas Besonderes, dass er ein solch derbes Handwerk erlernen konnte. Um die vielen Rass-Namen auseinanderzuhalten, gaben ihm seine Kollegen auf dem Bau den Beinamen.
Zentner (231)
Werner Berg, Wellenbad (Kurverwaltung), war Installateur und Elektriker. Er erlernte bei seinem Vater Wilhelm Berg in der Jann-Berghaus-Straße sein Handwerk. In der Werkstatt stand ein Amboss, welcher einen Zentner schwer war. Am Wochenende, wenn die Werkstatt wieder sauber war, stemmten die Lehrlinge und die jungen Gesellen diesen Amboss, um ihre Kraft und sportliche Leistung zu zeigen. Werner Berg konnte den Amboss mehrmals hintereinander stemmen und so bekam er den Beinamen "Zentner".
Meister Hämmerlein (232)
Hermann Heeren, Schulzenstraße 40, war selbstständiger Tischler mit einem Ein-Mann-Betrieb. Von Statur aus war er klein und er machte fast nur Reparaturarbeiten. Holz-Bearbeitungsmaschine hatte er nicht, und bei Bedarf ging er zu seinem Kollegen "Lüttji David" (107) in der Langestraße. Weil er nur kleine Arbeiten ausführen konnte, bekam er den Beinamen "Meister Hämmerlein".
Frank Allan (231)
Friedrich Wilhelm Kuhnsch, Am Wasserturm, war gelernter Schlosser und hat sich nach dem Zweiten Weltkrieg die Grafik-Kunst angeeignet. Kuhnsch war mit Hansjörg Martin befreundet, der in den 1950er-Jahren das Restaurant "Weiße Düne" gepachtet hatte. Martin war Grafiker und Bühnenzeichner und hatte die Wände in seinem Lokal mit verschiedenen Motiven bemalt. Dann begann für Martin die Schriftstellerzeit, in der er Kriminalromane schrieb. Kuhnsch, der in dieser Zeit eine enge Freundschaft mit Martin hatte, bekam von den Norderneyern den Beinamen nach dem amerikanischen Kriminal-Schriftsteller Frank Allan. Kunsch wurde von den Insulanern auch "Helmi" genannt. Warum das so war, ist heute nicht mehr zu erfahren, wahrscheinlich war es sein Künstlername. Helmi steht auch auf seinem Grabstein.
Meister Sandschacht (232)
Hajo Tjaden, Wiedaschstraße 13, war Arbeiter und hatte von der Gemeindeverwaltung die Aufsicht über die Dünen, die für die Sandentnahme vorgesehen waren. Eine Sandentnahmestelle an einer Düne nannte man Sandschacht. Das hiesige Baugewerbe brauchte den Sand für das Anrühren der Zement Kalk-Mischung, die zum Vermauern der Ziegelsteine gebraucht wurde. Im Winter wurde er als Streusand verwendet. Bei der Entnahme fuhren die Fuhrwerke bis an den Dünenrand und von dort aus beluden sie ihren Rollwagen. Jeder Wagen wurde von Hajo Tjaden aufgeschrieben und der Gemeindeverwaltung gemeldet. Weil nicht einmal der Sand umsonst war und auch kleine Mengen gemeldet wurden,nannten die Norderneyer Tjaden "Meister Sandschacht".
Gary Cooper (233)
Fritz Vißer, Seilerstraße 12, war von Beruf Tischler und Zimmermann. Von seiner Statur her war er ein großer schlanker Mann. Seine Gesichtszüge, sein Gang und seine Haltung waren dem amerikanischen Schauspieler Gary Cooper auffallend ähnlich. Cooper war auf Norderney durch seine Wildwestfilme bekannt und somit hatte Fritz Vißer den Beinamen "Gary Cooper" weg.
Harmchen (234)
Harm Arens, Seilerstraße 18, war von Beruf Tischler. Arens war ein sehr großer, kräftiger Mann und hatte einen langsamen Gang. Er war sehr freundlich, war kinderlieb und konnte trotz seiner kräftigen Statur niemanden etwas zuleide tun. In geselligen Stunden mit seinen Kollegen war er harmlos (seelengut) und deshalb bekam er den Beinamen "Harmchen".
Lederstrumpf (235)
Karl Lampert, Jann-Berghaus-Straße 25, war Maurer. Lampert trug auch bei der Arbeit Polizei Ledergamaschen über seinen Arbeitsschuhen. Weil es nicht üblich war, über die schwere Maurer Manchesterhose noch Gamaschen zu tragen, fiel sein Aussehen bei seinen Maurerkollegen auf und so gaben sie ihm den Beinamen "Lederstrumpf".
Hautana (236)
Therese Wedermann (später Priebe), Friedrichstraße 35, war in den 1920er-Jahren bei der Textilfirma Paul F. Meyer als Verkäuferin tätig. Sie war für die Damenwäscheabteilung verantwortlich. Zu der Zeit hatte die Wäschefirma "Hautana" (Böblingen) einen neuen Büstenhalter entworfen und unter den Namen "Hautana" in den Verkauf gebracht. Auch auf der Insel wurde diese Neuigkeit verkauft, und Wedermann erklärte den Kundinnen alle Vorteile dieses bequemeren Kleidungsstückes. Somit hatte sie bei den Norderneyern den Beinamen "Hautana" weg.
Das Bild zeigt die Theateraufführung "Hurra, ein Junge" 1926 auf der Bühne im Kurtheater mit der damaligen Norderneyer Theatergruppe. Therese Wedermann (236, rechts) spielte eine Hauptrolle - und neun Monate später kam ihr Sohn auf die Welt.
Auf dem Bild sieht man Harm Arens (234, rechts) mit seinen Kollegen bei der Koksentladung um 1950. Zur der Zeit war er bei der Kohlenhandlung Rass beschäftigt.
Hajo Tjaden (232) war ein friedfertiger Mann, der mit dem Schwiegervater seines Sohnes Lambertus, "Klaas Störmballhoch" diverse Arbeiten verrichtete.
Werner Berg (231) war im Zweiten Weltkrieg als Hauptgefreiter auf Sizilien stationiert. Nach seiner Rückkehr auf die Insel übernahm er die Verantwortung für die Instandsetzungsarbeiten des nur von den Engländern genutzten Wellenbades. Nachdem sich die Kurverwaltung 1946 wieder etabliert hatte, wurde er Leiter für alle technischen Einrichtungen. Bei Wieder-Inbetriebnahme des Kurbadesplante er die neue Seewasserleitung vomWeststrand zum Maschinenhaus und baute sie mit dem noch vorhandenen Material aus.
Das Foto vom großen Maiumzug 1938 zeigt den Marschblock der Tischlerinnung, die sich mit 14 kleinen Betrieben beteiligte – darunter Hermann Heeren (232, Nummer 12, vierte Reihe rechts). Obermeister war zu der Zeit Christian Strup (Nr. 2). Die Tischlereibetriebe hatten damals alle ihre Werkstatt im Ort. Die Arbeit bestand hauptsächlich aus Reparaturen und der Anfertigung von Fenstern, Türen und Möbel. Vieles wurde mit der Hand angefertigt.
Fritz Vißer (233) beim großen Maiumzug von 1938. Er war damals bei der Baufirma Jakob Extra als Zimmermann beschäftigt.