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Das soziale Engagement der Norderneyer
Der Vaterländische Frauen-Zweigverein der Inselgemeinde Norderney - ein Verein zur Armenbetreuung - wurde am 15. November 1899 im Hotel Bellevue (Heute Nordseeklinik) gegründet. Die Satzungen wurden durch die Kaiserin und Königin Auguste Victoria genehmigt und Norderney bekam von ihr ein eigens angefertigtes Diplom ausgehändigt. Der Norderneyer Verein hat sich dem Hauptverein in Berlin angeschlossen und sich zur Aufgabe gemacht, auf der Insel ein Armenpflegesystem und eine Suppenküche aufzubauen und zu unterhalten. Ihre Mitglieder waren Frauen aus der Bürgerschaft und 1900 wurden 81 Teilnehmer erfasst. Das Ehrenpräsidium des hiesigen Vereins hat Elsa Gräfin zu Inn und Knyphausen aus Lütetsburg übernommen. Der Vorstand formierte sich aus: Frau Bürgermeisterin Schlüter, Frau Badeinspektorin Gemberg, Bürgermeister Schlüter, Beigeordneter Cremer, Frau Dr.Thalheim, Dr.Vissering und Dr.Thalheim. Der Jahresbeitrag betrug damals eine Mark. Der Verein entfaltete mit dem Augenblick seiner Begründung eine ausgedehnte Fähigkeit. In regelmäßigen Nähabenden arbeiteten die Mitglieder bis Weihnachten für die Bescherung der Insassen des Armen- und Arbeitshauses; die Bescherung wurde am Heiligabend vorgenommen. Um weitere Mittel zu erhalten, wurde im Januar 1900 beschlossen, einen Basar im Sommer zu eröffnen.
Um für die Zukunft eine geordnete Armenpflege in der Gemeinde zu gewährleisten, übernahm der Gemeindevorstand mit Zustimmung der Armendeputation nach 1900 den Verein. Zu diesem Zweck wurden vier Straßenbezirke eingerichtet, von denen wieder jeder einzelne in drei bis sechs Unterbezirke eingeteilt wurde, welche von den Bezirksdamen verwaltet wurden. Ein weiteres Feld seiner Tätigkeit fand der Verein darin, dass er die schon fast seit mehreren Jahren eingerichtete Suppenanstalt übernahm und dieselbe in gewohnter Weise fortführte. Dank der Unterstützung der Bürgerschaft war es möglich, an 60 bedürftige Kinder der Gemeinde während der Zeit vom 22.Januar bis 15. März 1900 täglich kräftige, warme Suppen auszugeben. Ein Dank geht an Henrietten-Schwester Anna und den Vorstand des Marienheims für die freundliche Hergabe der Küchen und der Speiseräume.
Einen großen Anteil dieses sozialen Verhaltens seitens der Bürgerschaft hatte Pastor Rohde. Trotz der großen Notlage durch das völlige Darniederliegen der Fischerei und der Bautätigkeit in den Wintermonaten, entschloss man sich, am 23. Dezember 1900 in der neuen Aula des neu gebauten Schulzentrums eine Bescherung für 120 Kinder vorzunehmen. Pastor Rohde leitete die Feier und die Freude der Kleinen über die reichen Geschenke war der beste Lohn, den die Mitglieder des Vereins für ihre große Mühe ernten konnten.
Die Norderneyer Bürger waren auch in der Nachfolgezeit immer für die Bedürftigen in ihrer Gemeinde sozial eingestellt. Das bezeugen viele Organisationen, die sich gebildet haben, um ihren Nächsten zu helfen. In unserer modernen Zeit geht vieles von dieser Tugend verloren, denn die heutige Lebensweise lässt den Gemeinsinn schrumpfen und die Folge davon ist, dass der Nachwuchs in den Vereinen fehlt, um ein Ehrenamt zu übernehmen. Für Norderney eine bedauerliche Entwicklung.
Im Marienheim ließ es sich zu jeder Kur gut speisen. Einmal in der Woche kam eine kräftige Suppe auf den Tisch, so wie auf diesem Bild.Jahrelang war Dr. Lampe hier Hausarzt und betreute die Kinder während ihrer Kurzeit. Um 1900 war die Diakonissenstation auch so eine Art Haushaltsschule. Hier wurden junge Norderneyer Mädchen darin unterrichtet, wie ein geordneter Haushalt geführt wird. In beiden Weltkriegen war das Haus ein Kriegslazarett. Die letzte große Suppenausgabe an Schulkinaer und Berufsschüler war gleich nach dem Zweiten Weltkrieg, die sogenannte Schulspeisung. Sie wurde im Kaufmännischen Erholungsheim von Mikes Brinkmann zubereitet und am Fenster des Erdgeschosses um Punkt 12 Uhr ausgegeben. Die Leitung hatte Frau Pleines. Alle Zutaten kamen von der damaligen Besatzungsmacht. Diejenigen, die damals als Kinder die Suppe gegessen haben, schwärmen noch heute davon, wie lecker sie war. Der Renner war die Kekssuppe.
Das Bild zeigt Albert Dorenbusch (137, Vierter von rechts) im Jahr 1942 mit seinen Norderneyer Kameraden einer Löschgruppe des Sicherheits- und Hilfdiemtes (SHD). Sie stehen vor dem damaligen Gerätehaus der Freiwilligen Feuerwehr Norderney - heute Parkplatz hinter dem Alten Rathaus. Auch auf dem Bild (soweit bekannt, von links): unbekannt, Onno Damhuis, Hans Eberhardt, Paul Weiershaus, unbekannt, Gerhard de Vries, Albert Dorenbusch, Wilt de Boer, Hillrich Knigge und Reinhard Rass.
Das Bild zeigt Eilt Wessels (141) in Sonntagskleidung auf einem Norderneyer Maiumzug, auf dem er seine Belegschaft angeführt hat. Das Bild ist aus dem Originalfoto herausgescannt worden.
Die Liebe von Eilt Wessels (141) galt den Pferden. In der Zeit der Arbeitslosigkeit vor 1935 machte er sein Hobby zum Broterwerb: Sein Landauer mit zwei Rappen war sein ganzer Stolz. Der Wagen und die Pferde wurden bei jeder Ausfahrt auf Hochglanz geputzt. Die Pferdehufe wurden alle zwei Tage mit Huffettcreme eingerieben und poliert. Das Bild zeigt ihn - leider undeutlich - auf dem Kutschbock, wie er mit seinem Gespann bei einem Umzug eine Beamtenfamilie aus dem öffentlichen Leben kutschiert. Im Hintergrund zu sehen ist das Pensionshaus Janßen im Damenpfad/Ecke Kirchstraße. Weitere Angaben sind aber nicht bekannt.
Das obere Bild zeigt Ludwig Rosenboom (139) in seinem Garten. Im unteren Bild ist die Kehrmaschine zu sehen, die sein Arbeitsbereich war.
In seiner Rentnerzeit hat Wessel Wessels (136a) in seiner Werkstatt dieses Modell einer Norderneyer Badekutsche angefertigt. Er hat es dem Heimatverein hinterlassen.
Buter (136a)
Wessel Wessels, Wiedaschstraße 8a, war Stellmacher- und Tischlermeister. Er war sehr impulsiv. Der Name Buter kommt vom Plattdeutschen "butt" (grob, derb). Nach einer Auseinandersetzung war er dann aber das Gegenteil.
Lüttji Albert {137)
Albert Dorenbusch, Schulzenstraße 30, war von Beruf Gärtner. Er war kleinwüchsig und bei fast allen kleinen Leuten auf der Insel war es so, dass sie den Beinamen Lüttji oder Lüttje bekamen und dann der richtige Vorname folgte.
Lüttji Baurat (138)
Harm Blonn, Langestraße 28, war zunächst Messgehilfe bei der Forschungsstelle. Nach dem Zweiten Weltkrieg wohnte er in der Siedlung 87, heute Rheinstraße. Die Häuser in der Rheinstraße wurden vom Land Niedersachsen übernommen, die sie für ihre Landesbediensteten als Wohnhäuser vorbehielten. Zu diesen gehörte später auch Blonn, denn er wurde Angestellter und Sachbearbeiter in Lohnangelegenheiten für die Mitarbeiter der Forschungsstelle, die in einem Kasernenblock, An der Mühle, untergebracht waren. Blonn war in seinem Beruf sehr agil, aber auch ein "Lüttji Wiesnöös". Deshalb bekam er von seinen Mitarbeitern den Beinamen "Lüttji Baurat".
Lui Bössel (139)
Ludwig Rosenboom, Siedlung 18, war gelernter Maurer. Er war beim Bauamt der Stadt Norderney beschäftigt. Als um 1960 das erste Reinigungskehrfahrzeug angeschafft wurde, war Rosenboom neben Wilhelm Onnen Fahrer dieses Spezialfahrzeuges. Mit der Kehrmaschine wurde nur der Rinnstein gekehrt. Der Besenanschlag zum Bordstein wurde vom Führerhaus gesteuert. Wegen den rotierenden Besen bekam er seinen Beinamen auf Plattdeutsch "Lui Bössel".
Mandater (140)
Hillrich Kluin, Luisenstraße 21, war Sparkassendirektor der hiesigen Sparkasse in der Poststraße. Kluin wurde im November 1948 für die FDP ins Norderneyer Rathaus gewählt. Somit hatte er ein Mandat und weil es so viele KluinNamensträger gab, nannte man ihn "Mandater".
Meister Blitz (141)
Eilt Wessels, Schulzenstraße 24, war Maurermeister. Um 1935 machte er sich selbstständig und wurde durch seine schnelle Arbeitsweise bei der Fertigstellung seiner gebauten Häuser bekannt. Seine Kundschaft gab ihm daher den Beinamen Meister Blitz. Sein älterer Bruder war Wessel "Buter" Wessels (136a).